Lavinia Wilson im Interview zu “Quellen des Lebens”

"In meinem Beruf werde ich immer als Objekt beurteilt."


Lavinia Wilson als Gisela Elsner. Foto: X-Verleih

Lavinia Wilson als Gisela Elsner. Foto: X-Verleih

Es scheint immer noch große Verwunderung hervorzurufen, wenn Schauspieler nicht blöd sind.

Wieso?
Weil ich in meinem Beruf immer als Objekt beurteilt werde. Das ist eine Vereinbarung, die ich eingehe mit den Rollen, die ich spiele. Ich bekomme keine Jobs, weil ich intelligent bin, sondern weil ich archaische Instinkte anspreche. Da gibt es tief verwurzelte Vorstellungen von Männlichkeit und Weiblichkeit, auch wenn ich mir das anders wünschen würde. Für Frauen bleibt das Mütterliche, Warme, Weiche reserviert, der große Busen, an dem man sich ablegen kann. Und aufgrund der Figuren, die ich spiele, wird mir diese mütterliche Wärme abgesprochen. Auch die Rolle der Gisela wird mir da sicher nicht helfen.

Und Sie sehen sich immer als Objekt beurteilt?
Ich werde nach meinem Aussehen beurteilt und es geht oft um Oberflächlichkeiten und Äußerlichkeiten. Der Beruf hat ja auch mit Sexappeal zu tun, wobei Männer allerdings alt als sexy gelten, Frauen eher nicht so. Ich verstehe nur nicht, warum Frauen irgendwann anfangen, sich deshalb zu verunstalten. Ich persönlich würde das gerne vermeiden. Wenn ich mein Gesicht lahm lege, kann ich nicht mehr spielen. Aber da habe ich mit Anfang 30 vielleicht auch noch gut reden.

Sie haben keine Schauspielausbildung genossen, studieren aber Philosophie, was für die Medien immer ein großes Thema zu sein scheint. Ist das denn tatsächlich so eine große Ausnahme unter Schauspielern?
Mir wird das gerne als Stempel aufgedrückt: „Die Schlaue“. Und es scheint immer noch große Verwunderung hervorzurufen, wenn Schauspieler nicht blöd sind. Wobei ich nicht zu beurteilen wage, wie viel Wahrheit in diesem Klischee steckt. Viele Schauspieler machen Sachen nebenher, weil der Beruf so unregelmäßig ist. Ralph Herforth verkauft neuerdings Immobilien in Brandenburg, viele singen und manche meinen ein Parfum mit ihrem Namen kreieren zu müssen. Das interessiert mich nicht. Ich denke gerne.

Und es kommt vor, dass Ihnen Menschen wegen Ihres Berufs Intelligenz absprechen?
Natürlich. Da geht es um Schubladen. Das erzählen übrigens auch der Film und Roehlers Buch „Herkunft„. Menschen werden aufgrund ihrer Herkunft eingeordnet.

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