Interview mit “Nach Wriezen”-Regisseur Daniel Abma
"Ein Moment des Auswertens"
Wie viel Filmmaterial habt Ihr gehabt?
Insgesamt 130 Stunden. Das geht noch. Wenn ich Kollegen frage, höre ich immer: ´Was, nur 130 Stunden?´ (lacht). 40 Stunden haben wir letztlich in den Schnitt mitgenommen. 90 Minuten sind im Film zu sehen. Das Auswählen der 40 Stunden für den Schnitt war dann eher ein Verdichten von Material, bei dem auch komplette Drehtage rausgeflogen sind. Wir haben insgesamt mit fünf Leuten gedreht, weil wir nie wussten, wie viele uns abspringen würden. Und ich wusste, dass ich auf jeden Fall drei im Film haben wollte. Einer der fünf Jungs hat das Projekt schließlich selbst beendet, er wollte sein Privatleben nicht zeigen. Mit dem vierten haben wir noch über ein Jahr gedreht und uns dann im Schnitt gegen ihn entschieden.
Du hast über mehrere Jahre gedreht und Material gesammelt. Sagt der Film auch etwas über Deine Entwicklung als Filmemacher aus?
Es gibt eine schöne Szene im Film, in der Imo sich eine Bong, einen Eimer, selbst bastelt. Da ist in mir der Sozialpädagoge durchgekommen. Ich habe ihn gefragt, ob das wirklich sein muss. (lacht) Das habe ich ernsthaft gesagt! Aber ich bin ja nicht sein Sozialpädagoge. Ich habe also irgendwann gelernt, für mich als Filmemacher, das so etwas nichts bringt. Man muss das ausschalten.
Hast Du ihnen während der Dreharbeiten Material gezeigt?
Nein, das haben wir nie gemacht. Ich wollte das auch vermeiden, weil sie sonst womöglich stärker auf die Kamera geachtet hätten. Dass sie die Kamera kaum wahrnehmen, ist eine große Stärke des Films.
Wie haben Imo, Marcel und Jano auf den Film reagiert?
Ich habe ihnen den Film gezeigt, als er noch im Rohschnitt war und jeder hat da so seinen eigenen Grund, den Film zu mögen. Marcel mag ihn, weil er ziemlich gut wegkommt im Vergleich zu Jano und Imo. Er bekommt sein Leben ja gut auf der Reihe. Jano und Imo mussten beide wiederum lachen, weil sie sich den jeweils anderen mit so einem Leben gar nicht vorstellen konnten. Jano war dann sogar bei der Premiere auf dem DOK Leipzig und achtung berlin anwesend und hat Fragen vor Publikum beantwortet.
Interview: Martin Daßinnies