Das Venedig-Blog 2013

Das Venedig-Blog 2013


Foto: Warner Bros. Pictures

Es weht ein frischer Wind am Lido, so scheint es, seit der ehemalige Kritiker und langjährige Direktor der Turiner Filmfestspiele, Alberto Barbera, seine nunmehr zweite Amtszeit in Venedig angetreten hat. Doch damit nicht genug. Nachdem Cannes im Mai mit dem Blockbuster „Der Große Gatsby“ (Baz Luhrman) in 3D eröffnete, zieht Venedig (28. August bis 7. September) jetzt hinterher und eröffnet nicht nur mit dem 3D Blockbuster „Gravity“ von Alfonso Cuaron die Festivaltage sondern beendet sein Festival auch in 3D. Thierry Ragobert zeigt seinen Spielfilm „Amazonia“ am letzten Abend. Bleibt abzuwarten, was sich nun noch Dieter Kosslick ausdenkt, um die Konkurrenz zu toppen.

Tag 1: Im Schleudergang in den Kinoorbit

Zum Auftakt der Filmfestspiele gab es also erstmal was aufs Auge: die etwas größer geratene 3D-Brille. Es folgte: eine Tour de Force, die den Zuschauer 91 Minuten lang in die Sitze presste. In der Odyssee 2013 spielen Sandra Bullock und George Clooney, Dr. Ryan Stone und Matt Kowalsky, zwei Weltraumingenieure mit dem Auftrag, das Weltraumteleskop Hubble zu reparieren. Als ein außer Kontrolle geratener Satelittenschwarm nicht nur ihre Station zerstört und Opfer fordert, sondern die beiden mit ganzer Kraft in den Orbit katapultiert, trudeln sie ungebremst durch Raum und Zeit.

Selten war 3D-Technik in einem Film so großartig platziert wie in diesem Fall. Wer braucht den „Großen Gatsby“ in 3D, wenn er stattdessen mit dieser Technik in die Tiefen des Alls schauen kann? Angelo Barbera, der von sich behauptet, in diesem Jahr einige Risiken eingegangen zu sein, vor allem auch hinsichtlich seiner Auswahl einiger extremer Regisseure, lag zumindest mit dem Eröffnungsfilm goldrichtig und zeigt, was Kino im Gegensatz zum Online-Stream doch noch kann.

Zu den ersten Provokateuren, die an der Adria empfangen wurden, zählte heute der kanadische Regisseur und Multikünstler Bruce LaBruce. Der Regisseur, der vor allem durch seine expliziten und kunstpornografischen Filme (u.a. „LA Zombie„, 2010) bekannt wurde und vor keinem Tabu zurückschreckt, dürfte den Berlinern vielleicht noch in Erinnerung sein. 2011 inszenierte er im Hebbel am Ufer Arnolds Schoenbergs Oper „Pierrot Lunaire“. Das Berliner Publikum boykottierte damals die ersten Vorstellungen und pfiff die Inszenierung aus. Venedig dagegen empfängt das enfant terrible mit offenen Armen, hofiert ihn geradezu. Mit „Gerontophilia“ präsentiert die Sektion „Giornate degli Autori“ sein neustes Werk über die revolutionäre Liebe eines 18-Jährigen zu einem farbigen 82-Jährigen. Mehr Tabubruch geht wohl nicht. Und doch schafft der eher exzentrische Künstler es mit viel Ironie und Zärtlichkeit für seine Protagonisten, einem Feuerwerk der Dialoge und durch die Verkehrung sämtlicher Klischees – alter Mann sucht junge Frau oder alter Mann kauft jungen Mann – einen Film zu produzieren, der am Ende keine Moralpredigten erntet – sondern Standing Ovations.

Tag 2+3

Tag 4+5

Tag 6+7

Tag 8+9


Letzter Tag: “È finita la festa”

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