Filme durch die Möse betrachtet: Der PorYes-Award 2013


Laura Méritt, links Mimi Monstroe, queere Performance-Künstlerin

Laura Méritt (rechts) und die queere Performance-Künstlerine Mimi Monstroe. Foto: Alina Impe

Gegen Normierungen angehen funktioniert am besten, wenn man das „Aus-der-Norm-fallen“ zum Programm macht. Mögliche Szenarien dafür sehen so aus: Eine Frau, die mit einer Handpuppe Szenen aus einem Porno nachstellt. Eine musikalische Darbietung, in der nur gestöhnt wird. Oder ein Ausdruckstanz mit quietschbunten Schamhaartoupets. Die einen jubilieren bei so einem Anblick, die anderen schämen sich fremd. Und wieder andere stellen sich die heimliche Frage, ob die eigene, vermeintliche Normalität vielleicht auch nur die Konsequenz von Normierung ist. Doch fangen wir ganz von vorne an.

Zum fünften Mal wurde am Samstag im Hackesche Höfe Kino in Berlin-Mitte der PorYes-Award vergeben – ein Pornopreis, der die Arbeiten feministischer und sexpositiver FilmemacherInnen würdigt. Sexposi… was? Dr. Laura Méritt, Mitbegründerin des Awards und gleichzeitige Verfasserin einer Dissertation über lachende Frauen zwischen Sextalk und Einkaufsbummel, klärt auf: Das Praktizieren und Wahrnehmen von Sex ist stets sozial konstruiert und damit abhängig von Kultur und Zeitgeist. Trotzdem ist Sex immer ein Ausdruck von Freiheit und diese Freiheit bedeutet wiederum Vielfalt. Zwischen den Zeilen heißt das aber auch: Schluss mit den 08/15-Pornos, in denen gesichtslose Muskelpakete sich im Maschinengewehrmodus an einem unersättlichen Drei-Loch-System abarbeiten. Und: Her mit der „weiblichen Perspektive“, wie Ula Stöckl, Schirmherrin des Events und gleichzeitige Ikone des feministischen Pornos, eingangs betont.

«Entre filles, on ne risque rien», un film d… von yaggvideo
Ja, es gibt so manche Sachen, die im Mainstreamporno tatsächlich wenig Beachtung finden. Die Erektions- und Schwellstadien einer Klitoris zum Beispiel. Auch die Lümmeltüte wird im konventionellen Porno lieber weggelassen. Wer bringt schon gern ein Stück Plastik zwischen sich und das Objekt – Verzeihung – Subjekt seiner Begierde? Der Kurzfilm „Candy Box“ von Émilie Jouvet, die schon in der Vergangenheit einen PorYes-Award eingeheimst hat, bringt diese Wahrheit der hyperhygienischen Ausmaße bildsprachlich auf den Punkt: Ein Club mit heißen Lesben und süßen Verlockungen, doch die Paranoia vor Tripper, Herpes und Syphilis bleibt stets im Hinterkopf. Wer auf Nummer sicher gehen will, hält beim Knutschen lieber die Frischhaltefolie bereit.

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