Produzentin Sandra Schulberg über „Exposed“

Zurück zur Unschuld


"Exposed" folgt acht Künstlern, die am Rand des Burlesque-Genres arbeiten. Foto: Beth B Productions

"Exposed" folgt acht Künstlern, die am Rand des Burlesque-Genres arbeiten. Foto: Beth B Productions

„So viele Menschen lieben es heutzutage nackt zu sein. Doch ich verstehe nicht, warum sich unsere Moral nicht auch weiterentwickelt hat“, sagt Burlesque-Tänzerin Julie Atlas Muz im Dokumentarfilm „Exposed„. Ein Film, der im wahrsten Sinne des Wortes unter die Haut geht. Regisseurin Beth B begleitet New Yorker Burlesque-Tänzer, die durch ihre Performances gesellschaftliche Normen hinterfragen. Ein Interview mit der Co-Produzentin Sandra Schulberg.

Warum hast du dich entschieden „Exposed“ zu produzieren?
Eine bewusste Entscheidung war das nicht. Ich habe mit Beth vor vier Jahren angefangen, ernsthaft an „Exposed“ zu arbeiten. Sie hat nach dem Dreh darauf bestanden, dass ich einen Credit bekomme. Ich habe sie eher mental unterstützt und ihr dadurch geholfen. Aber ab einem bestimmten Punkt war ich sehr involviert und habe den Film mitgeformt. Beth selbst hat schon vier sieben Jahren angefangen „Exposed“ vorzubereiten. Ich schätze Beth als Filmemacherin, Frau und Künstlerin. Sie ist außergewöhnlich und wichtig für die Independet-Szene. Sie arbeitet in verschiedenen Medien, macht Pionierarbeit. Wir haben schon länger überlegt, erotische Filme für Frauen zu drehen. Jahrzehntelang. Als ich dann ihre Idee sah, war ich sehr inspiriert, da es um menschliche Freiheit geht. Das ist es, was uns beide verbindet. Wir sind uns sehr bewusst um die Trennlinien in unserer Gesellschaft. Über Körper, Sex, Nacktheit. Dieser Film streift all diese Dinge auf charmante und auch provokante Weise. Viele Szenen sind schockierend, haben mich schockiert und schockieren mich bis heute. Aber das ist der Punkt. Um dein Denken voranzutreiben, musst du Dinge sehen, die du noch nie gesehen hast.

Burlesque ist mittlerweile Trend geworden. Mit Dita von Teese als Ikone. Tanzstudios bieten Kurse für jedermann an. Doch oft ist es sehr süßer, verführerischer Tanz. Was ist an dem Burlesque in „Exposed“ anders?
Da gibt es natürlich Verbindungen, aber viele Leute denken, dass Burlesque Striptease ist. Das ist der große Unterschied. Allein im Wort „Burla“ sieht man schon – im Kern ist Burlesque Satire. Es ist Karneval, man dreht die Dinge andersherum. Dadurch guckt man auf die Gesellschaft und macht sich über sie lustig. Und es beinhaltet natürlich auch den Ausdruck und Entblößung des Körpers auf der Bühne.

Sandra Schulberg, Foto: Schulberg Productions, Inc.

Sandra Schulberg, Foto: Schulberg Productions, Inc.

Was bedeutet der Titel „Exposed„? Ist es eher ein Demaskieren, Entblößen, oder Bloßstellen?
Er bedeutet alles. Deswegen ist er so ein brillanter Titel. Er stellt die Scheinheiligkeit der Gesellschaft bloß oder bedeutet Selbstdarstellung. Alle Darsteller im Film entblößen sich. Nicht nur physisch, sondern vor allem seelisch. „Exposed“ enthält auch die Idee von Darstellung im künstlerischen Sinne und im philosophischen. Es geht zurück zur Idee von Nacktheit, die auch Kern des Films ist. Wie die biblische Metapher im Garten von Eden oder der Geburt, bei der wir alle nackt sind. Die Gesellschaft zieht dich an, pampert dich. „Exposed“ geht zurück zur Unschuld.

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