filmPOLSKA 2014: Sławomir Shuty im Club der polnischen Versager

Film als Psychotrip



Kino als Gegenbewegung

Das Produzieren von Filmen um des Geldes wegen missfalle ihm, sagt Shuty im Interview. Sein „psychedelisches Kino“ ist eine Gegenbewegung dazu: Der zweite Film des Abends, „Pokój“ („The Room„), ist eine Persiflage auf Scripted-Reality-Formate im Fernsehen. In diesem knapp 30 Minuten langen Film will ein TV-Team mit großkotzigem Regisseur und unfähigen Kameraleuten das Haus eines Paares filmen. Im Fokus steht ein Raum, in dem es spuken soll. Während das zänkische Paar lächerliche Nebensächlichkeiten vor der Kamera re-inszeniert, bleibt die Schwiegermutter und Hauptzeugin verschwunden. Das Warten wird zur Zerreißprobe, die zum Scheitern verurteilt ist – der Regisseur gibt entnervt auf – und vereint die beiden Komponenten, die Shuty an den Beginn einer jeden Filmidee setzt: Komödie und Horror.

Der Filmemacher nimmt keinen Abstand zu klischeehaften Rollen und Konstruktionen – frustierte Wonderbra-Ehefrau trifft auf lüsternes Fernsehteam – und lässt ein polnisches X-Factor Making-Off in seiner vulgärsten Form exerzieren. Auch die stereotype Leiche im Keller wird nicht vermisst. „Pokój“ kam beim polnischen Publikum gut an. Das polnische Fernsehen lehnte eine Ausstrahlung aufgrund der hohen Schimpfwortfrequenz ab.

1 2 3