Musikvideos bei den 2014er Sehsüchten in Potsdam
Musikvideos als neuartige Song-Bild Konstellationen
Was wissen wir eigentlich über Videoclips? Dass sie oftmals einen Song visuell schmackhaft machen sollen und eine gewisse Marketingfunktion innehaben, ist kein Geheimnis. Andererseits haben sich längst auch begabte Regisseure an das Genre gewagt und neuartige Song-Bild Konstellationen geschaffen, die weit mehr als nur „cool“ sein wollen. Man denke beispielsweise an Romain Gavras, der für den Clip zu „No Church in the Wild“ von Jay Z und Kanye West Regie führte. Das Video wird in einer hochsymbolischen Bildsprache erzählt, die an die Erzählform eines Gedichts knüpft.
Der gestern vorgeführte Clip zu „Phantom Sentimental“ von den aus Österreich stammenden Filmemachern, Marie-Thérèse Zumtobel und Anselm Hartmann, erzeugt seinerseits poetische Momente, indem er in einer Parallelmontage Grill- und Menschenfleisch gegenüberstellt. Eine pastellfarbene Barbecue-Gesellschaft trudelt ein, begrüßt sich zähnefletschend und verliert allmählich jede Contenance bis die zwei Sängerinnen auf einem dampfenden Grill liegend in die Kamera schauen, Zwiebeln auf einem nackten Frauenrücken brutzeln, ein Mann seine Mundhöhle mit Mayo füllt und eine Bulldogge an einem Knochen knabbert.
Der Kanadier Alexandre Grégoire zelebriert in seinem Musikvideo „Plus vite que ton corps“ ebenfalls den eigentümlichen Verzehr der Menschen. Er zieht einer Crew von jungen Wilden Kostüme in der Form von Oreos und Hamburgern über und lässt sie verschiedenste Trash-Produkte konsumieren. Sie wandeln durch typisch nordamerikanische Villenviertel, spritzen Passanten mit der Wasserpistole an und kaufen noch mehr von ihrer vergötterten Industriekost ein. In den Regalen des Supermarkts ist auch eine eigens für den Clip kreierte Marke zu erkennen: Ringelförmige Kellog’s in knalligen Farben mit der Überschrift „Punkt“.