Interview mit Festivalleiter Heinz Hermanns zur 30. Ausgabe von interfilm

Das ist aktive Kulturpolitik


Heinz Hermanns (mitte) mit seinen interfilm-Partnern Alex Stein (links) und Matthias Groll (rechts) vorm Kino Eiszeit. Foto: interfilm

Heinz Hermanns (mitte) mit seinen interfilm-Partnern Alex Stein (links) und Matthias Groll (rechts) vorm Kino Eiszeit. Foto: interfilm

Das Internationale Kurzfilm Festival Berlin prägt die Festivallandschaft als das zweitgrößte und das zweitälteste Festival der Stadt seit Beginn der 1980er Jahre. Wir haben uns mit Gründer und Festivalleiter Heinz Hermanns über das aktuelle Programm, das Verhältnis zur Berlinale, die Entwicklung des Festivals und dessen Einfluss auf Berlin und die Welt unterhalten.

Das Festival feiert seine 30. Ausgabe. Gibt es im Rückblick einen Schlüsselmoment, der noch bis heute auf das Festival nachwirkt…
Ich bin seit 1981/82 dabei. Eigentlich wollte ich zwanzig Jahre lang jedes Jahr aufhören, weil wir zu viel Arbeit und zu wenig Geld damit hatten. Da hatte ich einmal wirklich die Schnauze voll. Im Positiven: Als sich das Festival stabilisierte, indem ich mit meinen beiden Mitstreitern Alexander Stein und Matthias Groll im Jahr 2000 eine GmbH gegründet habe. Seitdem haben wir ein festes Mitarbeiterteam.

Abseits der schwierigen Rahmenbedingungen, was hat dich am Ball gehalten?
Wenn du es geschafft hast, das Festival dann doch zu machen und du siehst, dass es läuft, dass es auch immer gelaufen ist, dass da Filmemacher kommen und das toll finden, die Projekte spinnen, die in Mexiko oder Kolumbien realisiert werden… Das Resultat war letztlich immer gut! Dank des Publikums und der Filmemacher aus aller Welt habe ich weitergemacht.

Weiterlesen: Unser 2013er-Festivalbericht „Momentaufnahmen.

interfilm ist eindeutig ein internationales Filmfestival, was in Berlin seine Heimat hat. Welche Rolle spielt dabei dieses stetig gepflegte und weiter entwickelte Netzwerk?
Das Festival war nie als Berliner oder deutsches Festival gedacht. Wir haben uns immer als internationales Filmfest gesehen. Das Wichtige ist da, dass man nicht nur hier, sondern eben auch im Ausland tätig ist. Sei es Australien, Kambodscha, Madagaskar oder Kolumbien. Das ist aktive Kulturpolitik, die man betreibt, ein aktiver Kulturaustausch. Wir versuchen dort Sachen zu bewegen, wenn wir in Kenia Seminare geben oder den Gewinner aus Madagaskar einladen, hier zu studieren.

Im Jubiläumsjahr habt ihr einige Spezial-Programme vorbereitet, wie passt zum Beispiel die Anniversary-Retro „Alle Macht der Super 8“ im Kino Eiszeit ins Festival?
Ich habe das Kino Eiszeit im Jahr 1981 gegründet. Deshalb bin ich seit Anfang an dabei, anfangs aber auf Seiten der Spielstätte. Das habe ich neun, zehn Jahre lang gemacht. Das Eiszeit war eines der acht Besetzer-Kinos, wo alles anfing. Ab dem dritten Jahr übernahmen wir auch die ganze Festival-Organisation. Deshalb haben wir uns gedacht, dass wir dahin zurückkehren und dort die Super-8-Programme zeigen. Wir haben nämlich als Super-8-Festival angefangen. Da haben wir noch mehr mit Tanz und Musikern, mit mehr Multimedia-Aktionen gearbeitet als jetzt. Wir haben am Anfang immer versucht, Film mit Tanz, Film mit Performance und Film mit Musik zu verbinden. Später haben wir uns mehr auf den Film reduziert. Das passte in den Spirit der Zeit. Wir kommen eben auch aus dieser Hausbesetzer- und Kultur-Szene. Wir zeigen ein paar Highlights aus den 80ern, zeigen Knut Hoffmeister und Michael Brynntrup oder „Bad Blood For The Vampyr“ mit Blixa Bergeld in der Hauptrolle… Wir haben Perlen ausgesucht, um daran zu erinnern, wie wir angefangen haben.

Wie wird das Publikum wohl darauf reagieren?
Ich bin gespannt. Viele Leute wissen gar nicht mehr, was Super-8 war. Wir zeigen, was in den 80ern los war. Die unabhängige Filmszene arbeitete hauptsächlich mit Super-8. Video gab es zwar schon, aber das konnten sich nur Leute wie Nam-June Paik leisten, die viel Geld hatten. Hier war Video superteuer, genau wie die anderen Formate auch. Teilweise wurden sogar Spielfilme auf Super-8 gedreht. Das wird sicher einige Leute interessieren.

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