Zurückgespult #17 Kosslick leitet die Berlinale bis 2019

Wowi geht, Dieter bleibt


Cosima M. Grohmann ist freie Journalistin und lebt in Berlin. Als Regie- und Produktionsassistentin hat sie bei diversen Filmproduktionen mitgewirkt, am Ende sogar einen eigenen Dokumentarfilm gedreht. Als Kritikerin aus der Ferne fühlt sie sich dem Kino näher, sie schreibt u.a. für fluter, die Berliner Zeitung und die Deutsche Presse Agentur.

Cosima M. Grohmann ist freie Journalistin und lebt in Berlin. Als Regie- und Produktionsassistentin hat sie bei diversen Filmproduktionen mitgewirkt und einen eigenen Dokumentarfilm gedreht. Als Kritikerin aus der Ferne fühlt sie sich dem Kino näher, sie schreibt u.a. für fluter.de, die Berliner Zeitung und die Deutsche Presse Agentur.

Was bewegt und über welche Projekte spricht die Filmbranche? Wo wird gerade wieder einmal unter Protest ein traditionelles Programmkino geschlossen – und wie steht es um die deutsche Filmförderung und ihre wichtigsten Köpfe? In ihrer Kolumne Zurückgespult blickt Autorin Cosima M. Grohmann einmal im Monat zurück und schaut auf das, was passiert ist vor und hinter den Leinwänden.

Zwischenbilanz: Der Vertrag von Berlinale-Festivalleiter Dieter Kosslick ist bis 2019 verlängert worden

Ich weiß nicht, warum ich bei Dieter Kosslick immer auch ein bisschen an Klaus Wowereit denken muss. Irgendwie sind die beiden für mich Brüder im Geiste. Der gleiche aufgeregt-strahlende Gesichtsausdruck, wenn es auf den roten Teppich geht und ein Promi neben den Herren posiert: „Guckt doch mal, wir holen die Weltstars nach Berlin“. Wie Schuljungen, die eine gute Note nachhause bringen und auf das Lob warten. Der gleiche Fremdschämeffekt, wenn der betuliche Partylöwe Kosslick mit seinem roten Walter Momper-Schal mal wieder stürmisch der Isabella (Rossellini) oder der Angelina (Jolie) auf der Bühne um den Hals fällt, anstatt auf die im fließenden Englisch vorgetragenen Gags seiner Moderatorin Anke Engelke zu antworten.

Berlinale-Leiter Dieter Kosslick. Foto: Marc Ohrem Leclef / Berlinale 2012

Berlinale-Leiter Dieter Kosslick. Foto: Marc Ohrem Leclef / Berlinale 2012

Wobei, so richtig schlimm ist es eben auch nicht. Irgendwie tut es der Stadt auch gut, was die da kulturmäßig auf die Beine stellen oder gestellt haben – auch so ein Satz, der im Kontext Wowi-Dieter gerne fällt. Die Fashion Week. Die Bread and Butter. Die Berlinale. Nun, Wowi geht, Dieter bleibt.

Dass Kulturstaaatsministerin Monika Grütters den Vertrag des künstlerischen Leiters und Geschäftsführers der Berliner Filmfestspiele bis 2019 verlängert hat, dürfte unter die Rubrik „Never change a running system“ fallen. Wer eben mal den Deutschen Filmförderfonds um zehn Millionen Euro kürzt (siehe Zurückgespult No. 16), der tut gut darin, sich in der wichtigsten Personalie der deutschen Filmfestivalbranche nicht auch noch aufs Glatteis zu bewegen.

Und tatsächlich, seit seinem Amtsantritt 2001 hat Kosslick die Berlinale in vielen Dingen ein ordentliches Stück vorangetrieben. Da wäre beispielsweise der European Film Market, ein wichtiger Branchentreff, auf dem Verleiher, Produzenten und andere Filmschaffende zusammenkommen. Oder die Berlinale Talents: Eine Nachwuchsveranstaltung, die jungen Filmschaffenden die Möglichkeit gibt, ihre Projekte zu pitchen, sich mit weltbekannten Regisseuren und Drehbuchautoren auszutauschen und sich wichtigen Input für ihre weitere Karriere zu holen.

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