Zurückgespult #18: 2014 als Jahr des deutschen Genrefilms

Deutscher Genrefilm, Prädikat wertvoll?



Wesentlich programmatischer und leider auch viel verkrampfter als das beklemmende Alpenkino köchelte die Fusionsküche von Heiner Lauterbach und Nikolai Müllerschön vor sich hin: Dank einer gelungenen Publicity nahm das Feuilleton zwar den Start um den ausgewiesenen Gangsterfilm Harms dankbar auf, kam aber – vielleicht auch in Aussicht auf das Sommerloch bereits geschwächt – über die Diskussion, ob, wie und in welcher Form der Genrefilm in Deutschland ein Comeback erlebt, nicht hinaus. Als „echte Genrefilme“ wurden übrigens auch Stereo oder Who am I angepriesen, irgendwie komisch, dass dieses Prädikat 2014 mit Ausnahme von dem Zwitter „Das finstere Tal“ weniger für das Adjektiv „wertvoll“ sondern eher für „von überschaubarer filmischer Qualität“ zu stehen scheint. Spannend wird es doch immer dann, wenn hinlänglich bekannte Genreregeln verletzt oder so gebrochen werden, dass der souveräne Umgang mit ihnen zu Tage tritt, oder nicht? Etwa wie bei dem Liebesdrama Love Steaks oder dem Kostümfilm Die geliebten Schwestern.

Für 2015 hat sich jetzt einer der ganz großen Genreerzähler angekündigt: Oliver Stone dreht in München einen Film über Whistleblower Edward Snowden, gefördert vom FFF Bayern mit 1,6 Millionen Euro. Man darf gespannt sein, ob der Film hierzulande dann unter der Genrebezeichnung „Biopic“ oder „Thriller“ vermarktet wird, in irgendeine Schublade wird Schauspieler Joseph Gordon-Levitt in Gestalt des Neuzeithelden Snowden schon passen. Gar keine Probleme dürfte die Neuauflage eines Lieblingshelden der deutschen Nachkriegszeit werden: Winnetou soll in Form von mindestens zwei Indianerfilmen wieder auferstehen, die Rechte dafür sicherte sich – richtig, Constantin Film.

Die Bild schlug für die Besetzung prompt den Müller-Mimen Elyas M’Barek für Winnetou und Til Schweiger für Old Shatterhand vor. Ich sage: Das Genre „Indi-Aner-Film“ ist geboren – so nannte meine Oma aus Norddeutschland die Kassenschlager mit Pierre Brice damals, als man sich noch keine Blu-ray zu Weihnachten, sondern den Eintritt für die Karl-May-Festspiele in Bad Segeberg wünschte. In diesem Sinne: Howgh, und einen guten Rutsch!

Cosima M. Grohmann

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