Zurückgespult #18: 2014 als Jahr des deutschen Genrefilms

Deutscher Genrefilm, Prädikat wertvoll?


Cosima M. Grohmann ist freie Journalistin und lebt in Berlin. Als Regie- und Produktionsassistentin hat sie bei diversen Filmproduktionen mitgewirkt, am Ende sogar einen eigenen Dokumentarfilm gedreht. Als Kritikerin aus der Ferne fühlt sie sich dem Kino näher, sie schreibt u.a. für fluter, die Berliner Zeitung und die Deutsche Presse Agentur.

Cosima M. Grohmann ist freie Journalistin und lebt in Berlin. Als Regie- und Produktionsassistentin hat sie bei diversen Filmproduktionen mitgewirkt und einen eigenen Dokumentarfilm gedreht. Als Kritikerin aus der Ferne fühlt sie sich dem Kino näher, sie schreibt u.a. für fluter.de, die Berliner Zeitung und die Deutsche Presse Agentur.

Was bewegt und über welche Projekte spricht die Filmbranche? Wo wird gerade wieder einmal unter Protest ein traditionelles Programmkino geschlossen – und wie steht es um die deutsche Filmförderung und ihre wichtigsten Köpfe? In ihrer Kolumne Zurückgespult blickt Autorin Cosima M. Grohmann einmal im Monat zurück und schaut auf das, was passiert ist vor und hinter den Leinwänden.

Komödie, Thriller, Horror –   Das Wort „Genrefilm“ avancierte im Jahr 2014 zum Schlagwort der Filmkritik. Doch was steckt hinter dem Hype?

Fack ju Göhte“ hat sich meine Schwester zu Weihnachten gewünscht. Auf Blu-ray. Ich fand das merkwürdig, weil ich weiß, dass meine Schwester den Film schon gesehen hat. Muss man den wirklich zweimal – oder sogar noch öfter sehen? Offenbar gehört die erfolgreichste deutsche Komödie aus dem Jahr 2013 (bis Juli 2014 spielte die Komödie von Bora Dagtekin über 7 Millionen Euro ein) jetzt zum Kanon. Oder zumindest in ein gut sortiertes DVD-Regal. Gar nicht merkwürdig ist es daher, dass bereits im Herbst 2015 die Fortsetzung des Blödel-Streifens um den ehemaligen Bankräuber Zeki Müller mit seinen zweifelhaften Qualitäten als Klassenlehrer gedreht wird. Herr Müller manipuliert darin das Ziel einer Klassenfahrt, um verschollenes Diebesgut zu finden. 760.000 Euro hat das Medienboard Berlin-Brandenburg zum Jahresende dafür noch einmal locker gemacht, am 10. September 2015 ist Kinostart. Dass von erfolgreichen Blockbustern Fortsetzungen gedreht werden, gehört zum Geschäft. Das ist die sichere Bank, da weiß man woran man ist. Vor allem große Filmverleiher wie Constantin Film mit „Fack ju Göhte“ oder Senator Film setzten auf gut kalkulierbare Geschichten, die sich dem breiten Publikum nicht allzu schwer erschließen und vor allem genremäßig einzuordnen sind.

Scarlett Johansson in "Under The Skin". Foto: Filmfest München

Scarlett Johansson in „Under The Skin“. Foto: Filmfest München

Mit dieser Taktik sind jedoch nicht alle Kinozuschauer zufrieden: So hatte sich Senator Film mit dem abgesagten Kinostart von „Under The Skin“ vor allem in den sozialen Netzwerken im Verlauf des Jahres unbeliebt gemacht. Der Verleih kaufte dort den Sci-Fi mit Scarlett Johansson erst ein, sagte dann aber den offiziellen Kinostart im April 2014 wieder ab. Begründung: Für Senator galt der Film von Jonathan Glazer als schwer zu vermarkten, da die Einordnung in ein bestimmtes Genre zu schwierig sei. (siehe Zurückgespult #14: „Under the Skin“ mobilisiert Kino-Fans)

Überhaupt Genre – das Schlagwort, das sich im Laufe des vergangenen Jahres immer wieder in die Filmkritiken schlich. Das finstere Tal machte den Anfang: Als gelungener „Genremix“ wurde der Film von Andreas Prochaska bezeichnet, irgendwas zwischen Western und Heimatfilm sollte der düstere Streifen sein und räumte in dieser Gestalt dann auch den Deutschen Filmpreis in Silber ab.

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