65. Internationale Filmfestpiele Berlin: Kino-Tipps für 2015

Berlinale 2015 - Die Filmtipps der Redaktion


Der britischen Beitrag "Tell Spring Not to Come This Year" im Panorama 2015 von den Regisseuren Saeed Taji Farouky und Michael McEvoy. © Michael McEvoy, Saeed Taji Farouky

Der britischen Beitrag „Tell Spring Not to Come This Year“ im Panorama 2015 von den Regisseuren Saeed Taji Farouky und Michael McEvoy. © Michael McEvoy, Saeed Taji Farouky

Panorama Dokumente

Tell Spring Not to Come This Year

Darum geht es:
Nach Abzug der NATO-Truppen aus Afghanistan sind die afghanischen Einheiten auf sich allein gestellt. Sie bäumen sich auf, machen sich stark und fühlen sich doch ohnmächtig, verraten und verlassen. Niemand gibt ihnen mehr Schutz und Unterstützung. Selbst der Staat zahlt ihnen seit neun Monaten kein Gehalt mehr.

Was du zum Film wissen musst:
Die beiden Filmemacher Saed Taji Farouky und Michael McEvoy stehen wahrhaftig im Auge des Orkans und filmen… die Gesichter der Hoffnungslosigkeit, die Verzweiflung und Angst des Krieges. Wofür das nackte Leben einsetzen? Ein zweites Vietnam? Faroukys und McEvoys Dokumentation ist schonungslos, weil sie mittendrin sind und so jenen ein Gesicht geben, die für den Westen nichts als abstrakte Zahlen und weit entfernte, komplizierte Geschichten sind. Ein überwältigendes Dokument, das von den anderen Löwen und Lämmern“ erzählt und dem Kino eine alte, große Funktion zurückschenkt: Einblicke zu gewähren. – SuT

Termine:
Samstag 7.2. 17:00 CineStar 7
Sonntag 8.2. 17:30 Cubix 7
Dienstag 10.2. 15:30 Colosseum 1
Samstag 14.2. 17:45 CineStar 3

Gutes altes West-Berlin! Zu sehen in Archivaufnahmen von Jörg A. Hoppe, Klaus Maeck, Heiko Lange in "B-Movie: Lust & Sound in West-Berlin" im  Panorama 2015. (c) Mark Reeder, Muriel Gray

Gutes altes West-Berlin! Zu sehen in Archivaufnahmen von Jörg A. Hoppe, Klaus Maeck, Heiko Lange in „B-Movie: Lust & Sound in West-Berlin“ im Panorama 2015. (c) Mark Reeder, Muriel Gray

B-Movie – Lust & Sound in West-Berlin

Darum geht es:
West-Berlin in den späten 70ern und den frühen 80ern. Die Stadt war noch abgefuckter als Manchester. „Ein Disneyland für Depressive.“ Hierher flüchteten sich Wehrdienstverweigerer, Träumer und die Avantgarde einer neuen, punkigen Welt. Auch Mark Reeder, britischer Musiker, Labelmacher und Militärfetischist, zog es Ende der 70er Jahre nach Berlin, wo er fast alles auf Kamera aufnahm, was er erlebte. Diese Aufnahmen und Archivmaterial aus Fernsehsendungen vereinen sich in dieser Doku zu einer äußerst unterhaltsamen Zeitreise.

Was du zum Film wissen musst:
Der Zuschauer begegnet einem Blixa Bargeld in einer Galerieperformance oder unter den Gleisen im experimentellen Musiklabor, dem ultra-jungen Nick Cave und der Frisur-coolen Gudrun Gut im Interview oder im SO36 und nicht zuletzt dem frühen Westbam, dem ein Moderator noch in einer TV-Sendung ein fragwürdiges Talent attestierte mit dem Satz: „Und damit wollt ihr nun groß rauskommen?“ Irrsinnig witzig, hinreißend, erfrischend und voller Liebe erzählen Jörg A. Hoppe, Klaus Maeck und Heiko Lange in unzähligen Archivdokumenten von diesem kleinen Fleckchen Erde, der Herz-Hauptstadt der Welt. – SuT

Termine:
Sonntag 8.2. 17:00 Kino International
Montag 9.2. 12:00 CineStar 7
Mittwoch 11.2. 22:30 Colosseum 1
Freitag 13.2. 22:45 CineStar 3
Samstag 14.2. 22:30 CineStar 7

Liz Garbus setzt der Ikone ein Denkmal und fragt: "What Happened, Miss Simone?".

Liz Garbus setzt der Ikone ein Denkmal und fragt: „What Happened, Miss Simone?“.

What happened, Miss Simone?

Darum geht es:
Ihr größter Traum war es, die erste schwarze Klassische Pianistin der Welt zu werden. Sattdessen wird Nina Simone eine der berühmtesten Jazzsängerinnen und -pianistinnen der Welt. In der Bewegung um Martin Luther King findet sie Erfüllung, doch sie wird durch ihr politisches Engagement auch seltener gebucht. Nach dem Tod Kings und der Auflösung der Bewegung bricht Simone zusammen.

Was du zu dem Film wissen musst:
Liz Garbus erzählt die bewegte Geschichte der gefeierten Jazzikone in „What happend, Miss Simone?“ anhand von Filmdokumenten und Interviews mit Simones Tochter Lisa und anderen ihr nahe stehenden Menschen, wie ihrem langjährigen Gitarristen Al Schackman. – JS

Termine:
So 08.02. 22:30 CineStar 7
Mi 11.02. 16:30 Kino International
Do 12.02. 14:30 CineStar 7
Sa 14.02. 20:15 CineStar 3
So 15.02. 20:30 Cubix 7
So 15.02. 20:30 cubix 8

Politisches Kino von Samir mit "Iraqi Odyssey".

Politisches Kino von Samir mit „Iraqi Odyssey“.

Iraqi Odyssey

Darum geht es:
Ganze 50 Jahre ist es her, in denen sich die Träume von einer modernen und aufgeklärten irakischen Gesellschaft in einen wahren Alptraum verwandelt haben. Der westliche Blick richtet sich eindimensional auf die Schreckensmeldungen auf der arabischen Halbinsel. In Samirs neuem Film begibt sich der Regisseur auf Spurensuche nach der Geschichte, die nicht zuletzt auch durch seine Familie in den 50er Jahren maßgeblich geprägt wurde, zu einer Zeit, als Frauen noch unverhüllt durch die Straßen liefen und viele Ideen zu einem neuen Irak existierten.

Was du zum Film wissen musst:
In Zeiten des Aufruhrs, von Pegida und Islamophobie braucht es einen Regisseur wie Samir und eine Geschichte wie die seiner zwangsglobalisierten und in alle Winde zerstreuten Familie, um wieder das große Ganze in den Blick zu rücken. Samirs Film zeichnet eindrücklich das Leben seiner unglaublich zähen, willensstarken und stolzen Familie nach und leuchtet hinein, in ein dem Westen zumeist unbekanntes Kapitel irakischer Geschichte. – SuT

Termine:
Montag 9.2. 20:00 CineStar 7
Dienstag10.2. 17:30 Cubix 7
Freitag 13.2. 20:00 CineStar 7
Samstag 14.2. 12:00 CineStar 7

"The Yes Men Are Revolting" und das seit Jahren und mit klugen Aktionen, wie eine Fake-Times... © Jason Nicholas

„The Yes Men Are Revolting“ und das seit Jahren und mit klugen Aktionen, wie eine Fake-Times… © Jason Nicholas

The Yes Men Are Revolting

Darum geht es:
Die Yes Men Mike Bonnano und Andy Bichlbaum führen in ihrem dritten Film ein Videotagebuch, das auf die vergangenen sechs Jahre zurückblickt. Es sind Krisenjahre im öffentlichen wie im privaten Sinn. Die zwei Superhelden, die 2009 noch daran glaubten, mit ihrem Guerilla-Aktivismus, die Welt reparieren zu können, stecken fest zwischen Klimarettung, Verhaftung, Beziehungs- und Familienstress und Hurrikan Sandy. Hoffnung schenkte ihnen Occupy Wall Street.

Was du zum Film wissen solltest:
Mit „The Yes Men“ und „The Yes Men Fix The World“ eroberten die Yes Men weltweit ihr Publikum. Doch auch diejenigen, denen ihre ersten beiden Filme unbekannt sind, haben vielleicht schon von den Aktionen der beiden Aktivisten gehört. Spätestens durch eine, die weltweit vor allem in der Presse für Verwirrung sorgte, als Mike Bonnano und Andy Bichlbaum am 12. November 2008, also knapp vor den Präsidentschaftswahlen, eine Fake-New York Times publizierten, mit der Headline: „Iraq war ends“ vordatiert auf den 4. Juli 2009. Das Prinzip Hoffnung ist es, das die beiden immer wieder antreibt. Wenn es keine guten Nachrichten gibt, macht man sich eben welche. Ein bei aller Ironie flammender Aufruf für mehr Eigeninitiative. – SuT

Termine:
Dienstag 10.2. 20:00 CineStar 7
Mittwoch 11.2. 22:30 CineStar 7
Donnerstag 12.2. 22:30 Colosseum 1
Freitag 13.2. 14:00 Kino International

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