First Steps Awards 2015 im Stage Theater am Potsdamer Platz verliehen

First Steps 2015: Hinterm Horizont geht's weiter


Bester Kurz- und Animationsfilm: "Sadakat" von İlker Çatak.

Bester Kurz- und Animationsfilm: „Sadakat“ von İlker Çatak.

Umso trauriger ist es, dass gleich bei den ersten beiden Gewinnerfilmen die Regisseure nicht anwesend sein können. İlker Çatak und sein Film „Sadakat„, der sich mit der gegenwärtigen politischen Lage in der Türkei auseinandersetzt, gewinnt in der Kategorie „Kurz- und Animationsfilm“.
Den Preis für den besten mittellangen Film, der an „Alles wird gut“ geht, nimmt in Vertretung für den Regisseur Patrick Vollrath sein Hauptdarsteller Simon Schwarz entgegen.
Der Michael Ballhaus-Preis, der in diesem Jahr erst zum zweiten Mal vergeben wurde, geht an Johannes Waltermann, den Kameramann des Films „After Spring comes Fall„, in dem eine junge Syrerin nach Deutschland flüchtet, vom syrischen Sicherheitsdienst ausfindig gemacht und gezwungen wird, sie als Informantin zu unterstützen. Die Schwerpunktsetzung auf die Flüchtlingssituation in Deutschland, Europa und der Welt zeichnet sich bereits zu diesem frühen Zeitpunkt ab. Sie ist allen Anwesenden ein Anliegen. Der junge deutsche Film zeigt sich politisch und deutet schnörkellos auf die Missstände unserer Gesellschaft hin.
Den Preis für den besten Dokumentarfilm erhält der sichtlich gerührte Levin Peter für das intime Porträt „Hinter dem Schneesturm„, in dem Peter sich mit seinem Großvater über dessen Zeit als Wehrmachtssoldat in der Ukraine unterhält und dabei lernt, sich mit diesen grausamen Erinnerungen auseinanderzusetzen.

Der No-Fear Award, der unter anderem von Katja und Nina Eichinger gestiftet wird, geht an den Produzenten Simon Riedl für seine Arbeit am Projekt „The Long Distance„, in dem kenianische Marathonläufer darauf hoffen, in Europa mit ihrem Sport Geld zu verdienen. Die Bedingungen in Kenia seien mehr als schwierig gewesen, so der Produzent selbst. „Was braucht man denn als Produzent?“, wird er gefragt. „Harte Eier,“ antwortet er, lacht und bleibt um eine ernst gemeinte Antwort verlegen.

Der Preis für den besten Werbefilm bekommt „Walk with me„, ein feel-good Sneakerwerbespot, der eine Liebesgeschichte ausschließlich über die Füße der Protagonisten entspinnt.

Bevor es nach über zwei Stunden zum letzten Preis des Abends geht, wird noch einmal ein weiteres Highlight in den eng geschnürten Zeitplan gepresst. Christiane Paul vergibt den Ehrenpreis an den Filmjournalisten und Kritiker Knut Elstermann, der sichtlich überwältigt zur sympathischsten Rede des Abends ansetzt, während sich das Publikum einheitlich klatschend aus den Sitzen erhebt. Es geht nicht darum, dass der junge deutsche Film mutiger wird. „Ihr seid schon mutig“, sagt Elstermann. Es geht darum, dass die Journalisten und Kritiker, alle, er eingeschlossen, offen bleiben und mutig werden. Der Nachwuchs sei schon so professionell, jetzt sei es an den anderen, ein Umfeld zu schaffen, das dem angemessen sei. Sowohl finanziell als auch ideologisch.

Weiterlesen: Unser Kritik „Kollektives Versagen“ zu „Streichelzoo„, nominiert für den First Steps Award 2015 als bester Spielfilm.

"Ma Folie" von Andrina Mracnikar sicherte sich den Hauptpreis der First Steps Awards 2015.

„Ma Folie“ von Andrina Mracnikar sicherte sich den Hauptpreis der First Steps Awards 2015.

Nach einer deutlichen Ansprache gegen Ausländerfeindlichkeit und für Toleranz des Jurymitglieds Anna Brüggemann und der Präsidentin der Deutschen Filmakademie Iris Berben wird der Preis für den besten abendfüllenden Spielfilm überraschender Weise an keinen der Filme mit einer derartigen Thematik verliehen, sondern an „Ma Folie“ von Andrina Mracnikar, in dem die Liebe es Mannes zu einer Obsession wird.

Emily Grunert

Die Begründung der Spielfilmjury im Wortlaut und der Trailer zu „Ma Folie„…

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