BFF on the Road: Bericht vom 58. Dok Leipzig

Dok Leipzig 2015: Die Welt im Querformat. Fast.



Was an diesem Filmfestival ein besonderer Genuss ist, ist die Kombination von Animationen und Dokus. Während sich die einen an Phantasie, Kunstfertigkeit und Ausdruckskraft abarbeiten, machen es sich die anderen zur Aufgabe, ein Stück Geschichte, Realität oder persönliche Wahrnehmung künstlerisch darzustellen. Mischformen gibt es auch.
Die Subjektivität und die künstlerischen Mittel gehen dabei viel weiter, als jemand es erwarten könnte, der sich mit Dokumentarfilmen nicht auskennt. Alexander Hick beispielsweise spürt in dem Dokumentarfilm „Atl Tlachinolli“ (Mexiko, Deutschland, 2015) auf eine sehr subtile und persönliche Weise der Anwesenheit des mythischen Tieres Axolotl im heutigen Mexiko City nach. Grobkörnige Landschaftsaufnahmen werden von einem Sprecher begleitet, der seine eigene Reise auf der Spur des Tieres beschreibt, und dann wieder abgelöst von Passagen mit Bildern von Fischern, Städtern, Stadt.

Ziemlich schnell wird klar: oft sind die Themen der Dokus gar nicht das Wichtigste. Jede Regisseurin und jeder Regisseur geht anders an sie heran, worum es vor allem geht, sind die Filmsprachen. Und die sind so verschieden, dass man es kaum glauben kann. Vor allem kaum glauben kann man aber, das das wirklich alles Dokus sind.

Ziemlich herausgestochen hat wegen seiner Verrücktheit der Kurzfilm „Mars Closer“ (Lobende Erwähnung der Jury, Deutschland 2015) von Amelie Boros und Vera-Maria Brückner. Ja, es geht um den Mars, genauer gesagt um zwei Männer namens Paul und Pauls, die mit der holländischen NRO „Mars One“ in einem One-Way-Flug auf den Mars fliegen wollten. Die Betonung liegt auf wollten. Während des Drehs waren sie noch unter den Top 100, die ausgewählt wurden, um den Mars zu besiedeln, bei der Erstausstrahlung der Doku hatten sie schon eine Absage. Nicht unbedingt schlecht, wenn man an die Familie des einen denkt, die im Film gemeinsam am Meer spielt: Kinder, Frau, strahlender Sonnenschein und Pauls aus Lettland spricht davon, wie es wäre, in einer kleinen Kapsel auf dem Weg zum Mars zu sein und zu wissen – er kann nie wieder zurück. Gruselig wird es, wenn er von dem Wunsch erzählt, dass sein Sohn ein Raumschiff erfindet, dass ihn irgendwann wieder vom Mars zurück auf die Erde holt. Nochmal: das ist wirklich eine Doku. Zurück auf die Erde.

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