Interview mit „Clever“-Regisseur Federico Borgia



Was bedeutet es, zwei Autoren für den Film zu sein? Wer macht was?
Es war ein natürlicher Prozess, zusammenzuarbeiten. Wir begannen gemeinsam mit Kurzfilmen und haben einen mittellangen Film gedreht, alles im Hinblick auf diesen ersten Langfilm hin. Es entwickelte sich eine funktionierende Struktur. Der Film ist ein langjähriges Projekt, mit dem wir gemeinsam gewachsen sind.
Im Bezug auf die Rollenverteilung kann ich sagen, dass unsere lange Freundschaft und Zusammenarbeit dazu führte, dass sich unsere Ideen und Interessen anglichen. Wir haben gemeinsam den Beruf gelernt und erganzen uns gut. Ich fokussiere mich beispielsweise mehr auf das Spiel und Guillermo auf das Bild.

Wie habt ihr die Protagonisten gefunden? Wie viel Hugo steckt in Clever?
Hugo Picinnini, der Clever spielt, kennen wir schon lange. Er ist ein Jugendfreund meines Bruders. Er zeigte schon immer ein gewisses schauspielerisches Talent, ohne direkt Schauspieler zu sein. Dann begann er mit uns in den Kurzfilmen und heute ist er ein geschätzter Theaterschauspieler. Hugo hat schon gewisse Gemeinsamkeiten mit Clever. Aber vielleicht so gesagt, der größte Unterschied zwischen den beiden besteht darin, dass Hugo ein viel kommunikativer, lebendiger und lustiger Mensch ist.
Antonio Ostia, der Clevers Gegenpart spielt, haben wir durch großes Glück gefunden. Es gibt kaum Schauspieler mit einem solchen Körper und jemanden zu finden, der einen solchen Körper hat und spielen kann, das war die Herausforderung. Wir wollten kein riesiges Casting machen und gingen in verschiedene Fitnessstudios und sprachen mit einigen dort. Unser Caster hat uns dann irgendwann von Antonio erzählt, der auch Klavier spielen wurde, und nach wenigen Sätzen Probe stand fest, dass wir keinen Besseren für die Rolle finden würden. Es stellte sich heraus, dass er als Bodybuilder gerne vor Publikum stand. Er verkauft beispielsweise auch Medikamente zum Aufbau der Muskelmasse. Antonio hat zudem einen Bezug zur Kunstwelt, da er Klavier spielt. Dieser Aspekt war übrigens ursprünglich nicht im Drehbuch, denn es schien uns, doch zu viel. Es ist auch Antonios eigenes Stück, das er aufführt.

Die Musik des Filmes ist sehr suggestiv. Wie entstand sie?
Wir arbeiten seit Jahren mit Ismael Varela und wir ließen ihm freie Hand. Er hat alles für den Film selbst komponiert.

clever-posterWurde „Clever“ in Uruguay schon gezeigt?
Normalerweise sollte der Film im Februar in Uruguay gezeigt werden. Aber es bleibt noch abzuwarten, denn der Filmmarkt im Land funktioniert nicht, wie er sollte. Es kann sein, dass der Film gezeigt und nach einer Woche wieder abgesetzt wird. Es kann sein, dass die Menschen gar nicht merken, dass er läuft, weil zu wenig Werbung gemacht werden wird. Wenn 5.000 Leute den Film in Uruguay sehen sollten, ware das bereits ein hervorragendes Ergebnis.

Glaubst du, dass der Film in manchen Kulturkreisen nicht funktionieren könnte?
Es kann sein, dass die realen Umstände nicht erkannt werden, wenn man nicht aus dem gleichen Kulturkreis kommt. Dass man vielleicht nicht einschätzen kann, was realistisch ist und was nicht. Es wurde zum Beispiel schon geschrieben, dass der Film eine scharfe Satire über den Machismus aus Sudamerika sei. Aber ich sage mir, dass es Machismus wohl überall gibt. Oder nicht? (lacht.) Die Leute scheinen es im Film als etwas Fremdes zu erfahren und das amüsiert sie offenbar. In Südamerika wurde der Film nicht als so lustig aufgenommen wie hier.

Was heißt es in Uruguay einen Film produzieren zu wollen?
In unserem Fall konnten wir bereits auf Kurzfilme und einen mittellangen Film zurückgreifen. Wir sammelten das Geld für den Langfilm unter uns, drehten in einem einfachen Haus, also nach dem Prinzip des Cinema amis, und doch mussten wir uns für verschiedene öffentliche Töpfe bewerben, um den Film beenden zu konnen. Der traditionelle Weg besteht darin, dass man die ganze Produktion über solche Fonds erhählt. Einmal im Jahr kann man sich dafür bewerben und vielfach muss man es öfters tun, bis es dann auch klappt. Es bewerben sich jährlich ungefähr 20 bis 30 Projekte und 2 bis 3 bekommen den Zuschlag. Wir erhielten als erstes Geld aus der Stiftung Carolina aus Madrid und dies brachte den Stein ins Rollen. Eine geplante Koproduktion mit Argentinien hat sich im Laufe des Projektes leider zerschlagen. Den Film stellten wir fertig und hatten Schulden, bis wir dann doch noch andere Gelder erhielten und den Rest begleichen konnten.

Wird es beim zweiten Projekt einfacher werden?
Nein, nicht unbedingt. Sicherlich kann man schon eine Arbeit vorweisen. Aber wir sind auch zurzeit in einer Phase, in der wir uns überlegen, wie es weitergehen soll. Ob wir diesen Prozess erneut, und wie, wir ihn gehen wollen.

Die Fragen stellte Teresa Vena.

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