Interview mit Regisseur Daniil Zinchenko zu „Elixir“

Teil der Russischen Mythologie



Wie sind Sie auf die poetischen Dialoge und Monologe gekommen?
Der Text im letzten Lied stammt von mir. Die Dialoge im Film entstanden in Anlehnung an die Arbeiten des russischen Schriftstellers Andrey Platonov.

Ihr Film arbeitet fast ausschließlich mit Panoramen und totalen Einstellungen. Wie kam es zu der Entscheidung?
Da gibt es keine Verbindung zum knappen Budget. Es war von Anfang an geplant. Hier haben wir an die Tradition der Filme zu Beginn des 20. Jahrhundert angeknüpft. Ein Vorbild war ebenfalls der russische Maler Ivan Shishkin.

Immer wieder rennen bunt angezogene Figuren mit Glocken durch das Bild. Sie haben sogar eine Performance auf dem Potsdamer Platz mit ihnen durchgeführt. Was hat es mit den Gestalten auf sich?
Sie haben zwei Funktionen. Zum einen tauchen sie immer auf, wenn etwas Wichtiges passiert und halten die Fabel zusammen. Zum anderen: Die letzte Szene des Films wurde analog auf Kodak gedreht und ist im Vergleich zum Rest des Films anders in der Farbe, im Rhythmus, in allem. Die beiden Figuren – die Fremden – verbinden das Ende mit dem Rest des Films. Sie schlagen eine Brücke, sind die Verbindungsglieder.

Sie benutzen Ihre Charaktere als Symbole. Da gibt es den Wissenschaftler, seinen Gehilfen, den Postmann, Kosmonauten, Partisanen, Banditen und die Beamten. Habe ich jemanden vergessen?
Für Europäer wirken sie wie Symbole, aber für russische Landsleute sind sie auch einfach als reale Charaktere begreifbar.

Warum werden die Figuren nach ihrer Tätigkeit klassifiziert?
Das habe ich gemacht, weil es sich um ein Märchen handelt. Ich war nicht daran interessiert ihre psychologische Welt aufzumachen. Ich war hauptsächlich an ihrer Funktion interessiert, ohne dabei bei Stanislawski nachzuforschen.

Wieso haben Sie sich für genau diese Figurenkonstellation entschieden?
Ich habe diese Charaktere gewählt, weil sie Teil der Russischen Mythologie sind, zu welcher auch die Sowjetische Mythologie zählt. Und ich habe jene gewählt, die für mich am offensichtlichsten waren, wie die Partisanen, Kosmonauten, Wissenschaftler und Banditen. Und da gibt es die Beamten, die Jesus hinterherjagen – das können wir auch gerade in Russland beobachten.

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