Interview mit Regisseur Daniil Zinchenko zu „Elixir“

Teil der Russischen Mythologie


Aus Russland kommt "Elixir" zur diesjährigen Berlinale! © League of Experimental Cinema

Aus Russland kommt „Elixir“ zur diesjährigen Berlinale! © League of Experimental Cinema


Stehen Ihre Charaktere mit der russischen Gesellschaft in Verbindung?
Ich habe nicht daran gedacht eine Verbindung mit der aktuellen, russischen Gesellschaft herzustellen. Das kam von alleine. Im Film sieht man die Beamten, wie sie den Zimmermann (Jesus) ausnutzen. Das ist womöglich die größte Verbindung, weil im Moment die Regierung versucht die Religion einer Gehirnwäsche zu unterziehen.
Aber ich bin eine Person, die weit entfernt von Politik ist. Ich bin Poet und verbunden mit der Welt der Poesie. Und wenn du ein richtiger Poet bist, dann bist du auch gegen Dinge die gerade passieren und möchtest etwas dagegen tun.

„Gerade dieser Low-Budget Film „Elixir“ […] beschreibt den Zustand Russlands gänzlicher und akkurater als Hochglanz-Blockbuster, die einen ‚richtigen Film‘ simulieren“. Können Sie diese Kritik kommentieren?
Diese Aussage stammt von Naum Kleiman, ehemaliger Direktor des Filmmuseums in Moskau, der von unserem System bestraft wurde, das Museum nun schließen musste. Es war das einzige in Russland. Wir haben eine so weitreichende Filmgeschichte und nun haben wir kein Filmmuseum mehr… Was er geschrieben hat ist nur eine Seite von vielen. Zuerst konnte ich seiner Aussage nicht wirklich zustimmen, verstand aber, dass jede poetische Ansicht auch wie eine politische Botschaft daherkommt.

Was ist die russische Seele?
Der russische Poet Sergei Alexandrowitsch Jessenin sagt: „Das große Ganze ist aus der Distanz zu betrachten.“ Das ist der Grund, warum ich glaube, dass die Europäer uns mehr über die russische Seele sagen können, als wir selbst. Für uns bleibt es das größte Geheimnis.

Können Sie etwas zur „Cinecooperation“ erzählen?
In unserem Land ist es schwierig geworden zeitgenössische Filme zu finanzieren und Sponsoren zu finden. „Cinecooperation“ ist „The League of experimental films“. Hier haben wir die Möglichkeit Filme zusammen mit einem großen Team zu realisieren, das wie zu einer Familie zusammengewachsen ist.

Wie viele Filme sind hier schon entstanden?
Ice-hole“ befindet sich schon am Ende seiner Produktionsphase. Vielleicht können wir schon am Ende des Sommers unseren dritten Film präsentieren: „Russia as a Phantasm„. Die Idee von „Cinecooperation“ ist ein offenes Umfeld zu schaffen. „Russia as a Phantasm“ soll eine Vielzahl von Autoren und Regisseuren Regisseurinnen vereinen, die gemeinsam an einem Film arbeiten.

Wie sind Sie zur Idee von „Russia as a Phantasm“ gekommen?
Die Idee entstand auf dem International Kansk Video Festival. Wir haben einfach mit vielen, verschiedenen Regisseuren und Filmemachern gesprochen, die anwesend waren. Eigentlich suchen wir nicht nur Regisseure, sondern jede Form von Künstler, der sich beteiligen will. [Wir haben ihnen gesagt]: Stell dir einfach Russland als ein Phantasma vor und mache daraus was du möchtest. Am Ende verbinden wir alles zu einem großen Film.

Was bringt die Zukunft für den Experimentalfilm in Russland?
Das Schicksal und Überleben des Experimentalfilms in Russland liegt in unseren Händen.

Die Fragen stellte André Kirchner.

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