filmPolska-Interview mit Julia Kijowska zu „United States of Love“

Kijowska: "Der Käfig ist offen, aber niemand will ausbrechen."


Bei der 11. Ausgabe von filmPolska präsentierte Schauspielerin Julia Kijowska "United States of Love". Foto Kasia Mazur

Bei der 11. Ausgabe von filmPolska präsentierte Schauspielerin Julia Kijowska „United States of Love“. Foto Kasia Mazur

Tomasz Wasilewskis Film „United States of Love“ zeigt das Leben von vier Frauen zu Beginn der 1990er Jahre. Die drei Episoden des Films steigern sich in Drastik und Schwere der Probleme, mit denen die Frauen einer polnischen Kleinstadt zu kämpfen haben. Sie leben in einer patriarchischen Welt, die nur entfernt von den Versprechen des gesellschaftlichen Wandels erzählt.
Mit der Schauspielerin Julia Kijowska haben wir über die Unterschiede zwischen Polen und Deutschland, die Umbrüche der Neunziger und das Leid der Frau als Metapher eines ganzen Landes gesprochen.

Das filmPOLSKA ist eine besondere Art, das polnische Kino zu feiern. Wie sind denn Ihre Berührungspunkte mit der deutschen Kultur?
Julia Kijowska:
Ich denke, dass wir sehr eng verbunden sind. Gerade Berlin ist für mich persönlich ein ganz besonderer Ort. Beim filmPolska-Screening von „United States of Love“ habe ich wieder erkannt, wie ähnlich wir eigentlich sind. Viele Dinge in unserer gemeinsamen Geschichte erinnern wir auf ähnliche Weise, aber mit kleinen Unterschieden. Ich spreche da natürlich von unserer Generation, die nach diesem ganzen Mist aufgewachsen ist. (lacht) Es gab aber einige Details, die vom Publikum anders wahrgenommen wurden, was mich ein wenig überrascht hat.

Weiterlesen: Unsere ausführliche Kritik „Gefangen zwischen Plattenbauten“ zu „United States of Love“ von Magdalena Kotzurek…

Was waren das für Details?
Ganz simple Dinge wie bestimmte kirchliche Rituale, an die ich mich sehr genau erinnere und die ein polnisches Publikum sofort erkennt. Diese Rituale haben die deutschen Zuschauer sehr überrascht. Ich sehe aber, dass meine Generation – gerade jene Großstädterinnen aus Warschau, wie ich es selbst bin – den Deutschen in unserem Alter sehr ähnlich sind. In vielerlei Hinsicht macht Warschau gerade eine gute Entwicklung durch, ähnlich wie Berlin vor 15 Jahren.

Sie sprachen gerade die kleinen Unterschiede an, die man in Polen schnell erkennt. Was ist denn, Ihrer Meinung nach, an „United States of Love“ besonders polnisch?
Einerseits ist es ein sehr universeller Film. Das habe ich im Wettbewerb der Berlinale feststellen dürfen, wo viele Zuschauer den Film sehr genau verstanden haben. Die Beziehungen, das Glück und die Kämpfe der Figuren im Film gehören zum menschlichen Dasein.
Andererseits geht es viel um das Polen einer bestimmten Zeit. Der Kommunismus ist gerade zusammengebrochen und es gibt völlig neue Möglichkeiten. Der Käfig ist offen, aber niemand hat den Mut wirklich auszubrechen. Die vier Frauen im Film wollen etwas bewirken, wollen aus dem Käfig ausbrechen, aber es fällt ihnen sehr schwer.

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