Fragen an Berit Petzsch und Juliane Springsguth zu Stadtlichter – Internationale Lichtenberger Filmnächte

Stadtlichter 2016: "Die Idee der cineastischen Zwischennutzung"


Berit Petzsch (links) und Juliane Springsguth organisieren das Festival Stadtlichter 2016 in Lichtenberg.

Berit Petzsch (links) und Juliane Springsguth organisieren das Festival Stadtlichter 2016 in Lichtenberg.

Am Freitag, den 27. Mai feiert das Filmfestival Stadtlichter – Internationale Lichtenberger Filmnächte, das gleich sieben besondere Orte als Kino-Spielorte für Lichtenberg entdeckt hat, seine Premiere. Wir haben Projektleiterin Berit Petzsch und Kuratorin Juliane Springsguth einige Fragen gestellt…

Wie ist die Idee zum Festival Stadtlichter entstanden?
Berit Petzsch:
Nachdem wir im Juni 2015 die erste „Lange Filmnacht Hohenschönhausen“ organisierten, die mit mehr als 250 Besuchern sehr erfolgreich war, hatten wir Lust weiterzumachen. Wir wollten auch 2016 das cineastische Angebot in Lichtenberg bereichern, da in dem Bezirk seit Mitte der 90er Jahre kein einziges Programmkino mehr existiert. Nach einiger Überlegung für einen neuen Fokus sind wir mehr oder weniger zufällig auf das Thema Städtepartnerschaften gestoßen. Wir erfuhren von den sieben Partnerstädten Lichtenbergs, von denen wir selbst als Lichtenbergerinnen nicht viel wussten. Nach einiger Recherche stellten wir ausserdem fest, dass es innerhalb des Berliner Kulturangebots bisher keine Veranstaltungsreihe gibt, die das Medium Film in Verbindung mit städtepartnerschaftlichen Beziehungen im Fokus hat. Mit der neuen Filmreihe Stadtlichter möchten wir diese Lücke schließen und in Lichtenberg starten. Für die Zukunft planen wir Kooperationen mit weiteren Bezirken, um Stadtlichter als jährliche Filmreihe in Berlin zu etablieren.

Sie nehmen das Konzept der Städtepartnerschaft als Inspiration. Welche Bedeutung haben Städtepartnerschaften im kulturellen Bereich? Spielen Sie in unserer globalisierten Welt noch eine Rolle?
Petzsch:
Historisch betrachtet gab es bereits in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts erste offizielle Städtepartnerschaften. Nach dem zweiten Weltkrieg kamen mit dem Ziel der Völkerverständigung viele weitere dazu. Berlin hat aktuell insgesamt mehr als 90 Städtepartnerschaften, einige bestehen bereits seit mehr als 50 Jahren. Wir denken, dass diesen Partnerschaften gerade in der heutigen Zeit mit weltweiten Krisenherden eine bedeutende Rolle zukommt. Die Idee mittels Städtepartnerschaften zwischenmenschliche Begegnungen über Bildungs- oder Kulturprojekte zu ermöglichen, möchten wir mit Stadtlichter unterstützen.

Wofür steht Lichtenberg für Sie innerhalb Berlins? Was interessiert Sie an diesem Bezirk?
Petzsch:
Lichtenberg ist seit einigen Jahren unser Wohnbezirk. Es ist interessant zu beobachten, wie sich dieser Bezirk in den letzten Jahren verändert hat und weiter verändern wird. Sicherlich hat es auch damit zu tun, dass Friedrichshain aufgrund der Stadtentwicklung immer teurer geworden ist und z.B. Künstlerinnen, Studierende und junge Familien nun nach Lichtenberg ziehen. Es wird nicht nur viel gebaut, sondern entstanden dort auch interessante Kunst- und Kulturorte. Trotzdem hat der Bezirk bei vielen Berlinern ein eher negatives Image, wahrscheinlich aufgrund seiner Stasi-Vergangenheit und einer ehemals starken rechten Szene. Dabei gibt es wirklich sehr schöne und interessante Ecken, wie z.B. die Rummelsburger Bucht, den Landschaftspark Herzberge, das Mies van der Rohe Haus oder auch das Dong Xuan Center.

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