BFF on the Road: 21. Busan International Filmfestival in Südkorea

Weltkino aus Busan: Mord und Totschlag gepaart mit schwarzem Humor


Berliner Filmfestivals hat das 21. Busan International Film Festival besucht. Foto: Teresa Vena

Berliner Filmfestivals hat das 21. Busan International Film Festival besucht. Foto: Teresa Vena

Die 21. Ausgabe des Busan International Filmfestival drohte, nicht stattzufinden oder nur in reduzierter Form, da internationale Filmemacher, Schauspieler und Kritiker über Monate hinweg zum Boykott der Veranstaltung aufgefordert hatten. Anlass dafür war offenbar der wiederholte Versuch seitens der Lokalpolitik, Einfluss auf das Filmprogramm zu nehmen. Stein des Anstoßes war 2014 der koreanische Dokumentarfilm „The Truth Shall Not Sink With Sewol„, der sich kritisch mit den Ereignissen des Fährenunglücks im gleichen Jahr auseinandersetzte, das mehrere Hundert Menschen, darunter viele Schulkindern, das Leben kostete. Aus Gründen der Pietät stellte sich der Bürgermeister der Stadt Busan, gegen die Vorführung des Filmes. Vermutet wird aber vielmehr, dass die Untergrabung des politischen Apparates des Landes im Film seine Entscheidung beeinflusste. Auf jeden Fall ließ sich die Festivalleitung nicht beeinflussen und der Film wurde wie geplant gezeigt. Konsequenz davon war, dass im Jahr darauf, der Direktor eine Schauspielerin als Co-Direktorin zur Seite gestellt bekam und schließlich gänzlich abgesetzt wurde – gegen ihn wird zurzeit wegen vermeintlicher Geldunterschlagung ermittelt. Die Stadt finanziert das Festival zu einem entscheidenden Teil, was zur Affäre beiträgt. Von den Budgetkürzungen war in diesem Jahr für das Publikum, nichts zu bemerken. Das Programm des Festivals, das vom 6. bis 16. Oktober 2016 stattfand, zeichnete sich durch eine hohe Qualität im künstlerischen Sinne als auch in Bezug auf die Auseinandersetzung mit wichtigen sozialen und politischen Themen aus.

Zu einer kleinen Tradition gehört es offenbar, dass der Vorabend der Festivaleröffnung wörtlich ins Wasser fällt. Da im letzten Jahr wegen Unwetter alle Flüge von Seoul nach Busan abgesagt wurden, schien es ratsam in diesem Jahr direkt auf den Zug zu setzen. Während die Zombie-Invasion, wie sie eindrücklich im neuesten Blockbuster aus Südkorea „Train to Busan“ ausgedacht wurde, auf der Fahrt glücklicherweise ausblieb, verzögerte sie sich wegen des wütenden Taifuns um mehrere Stunden. Am nächsten Tag eröffnete das Festival unter freiem Himmel und im Trockenen, als wäre nichts gewesen.

Weiterlesen: Unsere Kritik von „Train to Busan“

Mit "A Quiet Dream" von Zhang Lu eröffnete das Busan International Film Festival seine 21. Ausgabe. (c) Busan International Film Festival

Mit „A Quiet Dream“ von Zhang Lu eröffnete das Busan International Film Festival seine 21. Ausgabe. (c) Busan International Film Festival

A Quiet Dream“ von Lu Zhang führte das Programm des Festivals an und legte gleich zu Beginn ein hohes Niveau vor. In schwarz-weiß erzählt der Film von drei jungen Männern, die in die gleiche Frau verliebt sind. Der eine stammt aus Nordkorea und wurde wegen seiner traurigen Augen, der andere weil er auf der Beerdigung der Schwester seines Chefs einen Lachanfall erlitt entlassen. Der dritte leidet an Epilepsie. Den Tag verbringen sie zusammen in der Bar von Yeri, einer schönen jungen Frau mit chinesischer Mutter und koreanischem Vater, die sie anhimmeln.
Mit trockenem Humor und mit Sinn für den richtigen Rhythmus entwickelt der chinesische Regisseur eine hervorragende Tragikomödie, die in Korea spielt und von koreanischen Darstellern getragen wird. Die drei männlichen Hauptdarsteller sind gleichzeitig Regisseure und im eigenen Land im Segment des anspruchsvollen Autorenfilms geschätzt. Besonders hervor sticht Ik-june Yang, Autor des beeindruckenden Sozialdramas „Breathless“ (2008), in dem es um einen desavouierten Kleinkriminellen geht, der sich mit einem vorwitzigen Schulmädchen anfreundet und dadurch ein Stück weit an Lebensfreude zurückgewinnt. Yangs überdurchschnittliche Leistung als Autor und vor allem als Schauspieler für diesen Film stellt er auch in „A Quiet Dream“ erneut unter Beweis.

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