Film:ReStored_02: Alte Schätze in neuem Glanz


Film-ReStored_2017Das analoge Filmmedium ist vergänglich. Begrenzte Kopienzahlen, materielle Abnutzungserscheinungen und chemische Zersetzungsvorgänge sorgen dafür, dass eine Aufbewahrung des Filmerbes nur in digitaler Form dauerhaft Bestand haben kann. Doch bei welchen Filmen lassen sich derartig kosten- und zeitintensiven Digitalisierungsprojekte rechtfertigen und wie gestaltet sich die praktische Digitalisierungsarbeit? Das Festival Film:ReStored_02 widmet sich vom 26. bis 29. Oktober 2017 diesen Fragestellungen im Filmhaus am Potsdamer Platz und präsentiert dreizehn Filmvorführungen, darunter zahlreiche digitale Weltpremieren.

Neben Werken bekannter Filmemacher wie Wim Wenders („Alice in den Städten“ (1974)) oder Rainer Werner Fassbinder („Martha“ (1974)) liegt das Augenmerk vor allem auf der Wiederentdeckung von nahezu in Vergessenheit geratenen Schätzen der deutschen Filmgeschichte in neu restaurierten Fassungen. Den Auftakt macht der Eröffnungsfilm „Ostkreuz“ (1991) von Michael Klier. In blassen Bildern mit geringer Farbsättigung folgt die Kamera darin einer Gruppe gescheiterter Existenzen durch die Ostberliner Plattenbausiedlungen unmittelbar nach dem Mauerfall. Klier inszeniert dabei nicht nur repräsentative Schicksale der Nachwendezeit im harten Kontrast zur damaligen Aufbruchstimmung, sondern dokumentiert vor allem auch eine vergangene Zeitgeschichte. Denn die trostlosen Drehorte zwischen Baucontainer und Betonmischer offenbaren eine apokalyptisch anmutende Endzeit-Stimmung, wie sie längst nicht mehr im Berliner Stadtbild zu finden ist.

Der Regisseur Peter Fleischmann setzte sich in den 60er und 70er Jahren ebenfalls mit gesellschaftlichen Außenseitern auseinander, wobei er diese auf satirische Weise den spießbürgerlichen Gesellschaftsschichten gegenüberstellte. Der Film „Das Unheil“ (1972) beschreibt eine allzu deutsche Kleinstadthölle zwischen verlogenen Kirchengängern und Alt-Nazis, die in einer gesellschaftlichen Umbruchszeit den Traum von einer heilen Welt aufrechterhalten wollen. Fleischmann bleibt darin seinem provokanten und konfrontativen Stil treu, den er in seinen vorherigen Filmen etabliert hat. „Das Unheil“ gilt als umstrittenes Folgewerk, welches in der Tradition seiner Interviews mit langhaarigen jugendlichen Aussteiger auf dem Münchener Oktoberfest in der Dokumentation „Herbst der Gammler“ (1967) und der Inszenierung einer Treibjagd von einer geifernden Dorfmeute auf einen vermeintlich homosexuellen Mann in „Jagdszenen aus Niederbayern“ (1969) zu verstehen ist.

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