Tanzfilmfestival POOL in Berlin im Dock 11
POOL 19: Jenseits von Sprache in den Austausch kommen
Seit 2007 ist es ein fester Bestandteil der Berliner Filmfestival-Szene: Das Tanzfilmfestival POOL. Im Gespräch mit Berliner Filmfestivals gab Sarah Möller, eine der der Organisatorinnen, einen Einblick in die Entwicklung des Filmfestivals und die aktuelle Ausgabe, die vom 3. bis 8. September im Dock 11 stattfindet.
Meine erste Frage: Warum der Name POOL?
Sarah Möller: Ich selbst bin 2012 zum Festival dazugestoßen und war bei der Namensgebung noch nicht dabei, aber für mich ist POOL ein ganz freies Wort, das viele Assoziationen zulässt. Uns geht es beim Festival besonders darum, verschiedene Künstlerinnen und Künstler zusammenzubringen und zu verbinden – hier kommt also eher eine metaphorische Ebene des Wortes zum Tragen. Persönlich verbinde ich mit POOL eine bestimmte Bewegung, Farblichkeit und Ästhetik. Und es gibt noch eine ganz unmittelbare Verbindung des Wortes zum Film – rückwärts gelesen meint POOL nämlich Loop.
POOL gibt es bereits seit 2007. Kannst Du einen kurzen Abriss der Entwicklung des Festivals geben?
Was das Festival seit all den Jahren ausmacht, ist der offene Wettbewerb, aus dem wir das Filmprogramm kuratieren. Am letzten Abend zeigen wir die Gewinnerfilme, unsere PEARLS. Hier hat sich in den vergangenen Jahren nicht so viel verändert, abgesehen von der wachsenden Zahl der Einreichungen – der Wettbewerb bildet sozusagen den Kern des Festivals. Neu ist, dass wir seit 2016 einen Künstlerpreis vergeben – den PEARLS ARTIST PRIZE – an Künster*innen, die kontinuierlich im Bereich Tanzfilm arbeiten. Daneben touren die Filme im Laufe des Jahres mehr und mehr im Rahmen anderer Veranstaltungen durch verschiedenste Länder. Da ein Großteil der Filme ohne gesprochene Sprache auskommt, eignet sich das Format wunderbar, um Brücken über Ländergrenzen hinweg zu schlagen und um in Austausch zu kommen.
Du hast es gerade schon angesprochen, die Zahl der Einreichungen ist mit der Zeit gewachsen?
Zu Beginn gab es weniger Einreichungen als heute. Als die Einreichungen dann komplett online möglich waren, stieg die Anzahl stark an. In den letzten drei Jahren ist die Anzahl der Einreichungen etwa konstant geblieben und liegt zwischen 600 und 700 Filmen pro Festivaledition.
Was hat sich im Lauf der Zeit beim Festival geändert?
Im Rahmenprogramm des Festivals gab es immer mal wieder Veränderungen – über einige Jahre gab es Workshops, 2015 haben wir das Sonderformat POOL Shine ins Leben gerufen, das einzelne künstlerische Positionen im Bereich Tanzfilm besonders beleuchtet. Seit 2016 liegt der Schwerpunkt auf New Yorker Filmchoreografien, die im Austausch zwischen Künstler*innen des postmodernen Tanzes und der Experimentalfilmszene in New York zwischen 1960 und 1990 entstanden sind.
In den letzten Jahren ist es uns auch gelungen, höhere Fördersummen einzuwerben. Wir sind über die Unterstützung sehr dankbar, da sie es uns ermöglicht, viele Filmschaffende zum Festival einzuladen. So verwirklichen wir unseren Wunsch, Verbindungen zu schaffen und ein Treffpunkt für die Szene zu sein.
Tanzperformances, Installationen oder ein Filmfestival stellen ganz andere Herausforderungen an einen Ort. Kannst du kurz schildern wie und welche Räumlichkeiten von Dock 11 ihr für POOL nutzt? Es wird ja auch eine Ausstellung geben.
Wir hängen die Leinwand in der Theaterhalle auf – es sieht dann so aus, als würde sie im Bühnenraum schweben, was ich sehr mag. Dort finden an den einzelnen Veranstaltungsabenden die Screenings statt. Der Ausstellungsraum ist eigentlich ein Tanzstudio. Tagsüber finden an den Wochentagen Tanzklassen statt, am Abend räumen wir um und richten die Ausstellung ein. Am Wochenende ist die Ausstellung auch tagsüber geöffnet. Die vielseitige Nutzbarkeit der Räumlichkeiten des DOCK 11 hält sie offen.
Welche Gäste werden bei POOL 19 erwartet?
Viele der Filmschaffenden, deren Filme wir aus dem Wettbewerb ausgewählt haben, werden anreisen, was uns sehr freut. Im Anschluss an die Screenings gibt es im Ausstellungsraum eine lange Tafel und Suppe und man kann sich mit den Künstler*innen austauschen und ihnen Fragen zu den Filmen stellen.
Einige Gäste erwartet wir für unser Sonderprogramm Shine. Meredith Monk kann persönlich nicht kommen, aber verschiedene künstlerische Wegbegleiter*innen von ihr werden da sein. So kommt z.B. Yoshio Yabara, der das Storyboard und die Kostüme für ihren Film „Book of Days“ gemacht hat und der bei vielen weiteren Produktionen mit Meredith Monk zusammengearbeitet hat. Außerdem wird Peter Sciscioli aus New York anreisen. Peter ist Mitglied von „The M6 – Meredith Monk Third Generation„, einer Gruppe, deren Ziel es ist, die musikalischen Arbeiten von Meredith Monk zu bewahren. Er arbeitet im Management von Merediths „The House Foundation for the Arts“ und hat uns bei den Vorbereitungen der Screenings und der Ausstellung unterstützt. Yoshiko Chuma kommt zu POOL, eine Choreografin, Filmemacherin und interdisziplinäre Künstlerin, die seit 2016 bei Shine mitwirkt und uns mit vielen New Yorker Künstler*innen verbunden hat, so auch mit Meredith Monk. Der New Yorker Performer und Kurator Nicky Paraiso wird anreisen. Er war langjähriges Mitglied des Vocale Ensembles von Meredith Monk und kuratiert das New Yorker Tanzfestival „La MaMa Moves!“, zu dem POOL Shine 2018 eingeladen war. Nach den Screenings von Meredith Monks Filmen gibt es kurze Talks mit den Gästen, moderiert von dem Berliner Choreografen Peter Pleyer.