„Film hat immer etwas mit Wirklichkeit zu tun“ – Interview mit Sophie Charlotte Rieger zum FilmlöwinKINO


Bringt Kino und feministische Analyse mit dem FilmlöwinKINO jetzt noch enger zusammen: Sophie Charlotte Rieger © Marie Bauer

Unter dem Titel FilmlöwinKINO zeigen die beiden Berliner Programmkinos City Kino Wedding und Wolf Kino an sechs Abenden Filme und Diskussionen zu feministischen Themen mit Titeln wie „Queer Gedacht“, „Instafeminismus“ oder „Toxische Männlichkeit“. Im Team mit Jana Gebhard konzipierte Sophie Charlotte Rieger, die als Journalistin, Filmkritikerin und Speakerin tätig ist und das feministische Filmmagazin FILMLÖWIN begründete, die Filmreihe, die vom September bis November 2020 zu sehen ist.

Bianca Jasmina Rauch, auch Teil des FILMLÖWIN-Rudels, traf Sophie online für berliner-filmfestivals.de, um mit ihr über das Konzept und die Themen der Filmreihe, über Barrierefreiheit und Diversität zu sprechen.

Wie entstand die Idee zu „FilmlöwinKINO – eine queerfeministische Filmreihe“?
Das Konzept, Filme zu zeigen und danach über die darin enthaltenen gesellschaftlich relevanten Themen zu sprechen, habe ich schon einmal 2017 in einer Veranstaltung namens Feminism and Popcorn mit der Friedrich-Ebert-Stiftung umgesetzt. Die Idee einer solchen Filmreihe gab es also schon länger, jedoch fehlte eine Institution für die Umsetzung. Als Jana Gebhard, die damals noch beim Wolf Kino arbeitete, sich bei mir meldete, weil sie die FILMLÖWIN gerne irgendwie unterstützen wollte, holte ich das Konzept wieder hervor und so entstand letztes Jahr im Frühling die Idee zum FilmlöwinKINO, in dem sich unsere beiden Expertisen super vereinen.

Das heißt, ihr habt die Filme und die Themen zusammen ausgewählt?
Die Themen orientieren sich an der Instagram-Challenge, die ich im Mai 2019 organisiert habe, in der Menschen jeden Tag zu einem feministischen Thema einen Post schreiben sollten – also 31 Posts insgesamt. Die Leute haben da echt gut mitgemacht. Auf der Basis dieser 31 Themen haben wir dann 12 ausgewählt, die sich für Filmabende eignen. Und sechs davon können wir jetzt – die Anzahl war natürlich abhängig von der Fördersumme – als Veranstaltungen umsetzen. Die Filme habe ich dann passend zu den Themen ausgewählt, also ich habe die künstlerische Leitung übernommen und Jana die organisatorische.

Findet von September bis November sechs Mal statt: das FilmlöwinKINO © Filmlöwin

Und dann kamen noch die Workshops und die Gesprächspartner:innen dazu.
Genau, bei den beiden Veranstaltungen „Generation Zukunft“ und „Quoten Schoten“ boten sich Workshops besonders gut an. Unsere Idee ist es, eben nicht bei einer eher abstrakten Filmdiskussion zu bleiben, sondern auch über den Film hinaus in Aktion zu kommen, sich zu fragen: Was kann ich aktiv tun? Bei den Gesprächspartner:innen war es uns wichtig, Menschen dabei zu haben, die mit uns die Brücke vom Film zur Wirklichkeit schlagen, also Aktivist:innen einzubinden und nicht nur Filmkritiker:innen und Filmwissenschaftler:innen. Da sind viele Leute dabei, die ich schon aus dem aktivistischen Zusammenhang kenne, zum Beispiel habe ich vulvaaaart über die Instagram-Challenge kennengelernt.

Im Programm sind vor allem in Deutschland produzierte Filme zu sehen.
Das hat sich einerseits ergeben, andererseits entspricht das dem Ansatz der FILMLÖWIN, weil wir unsere knappen Ressourcen gerne einsetzen, um Filmemacher:innen aus dem deutschen Sprachraum zu unterstützen. Diesen Filmen wird oft die Aufmerksamkeit, die ihnen zusteht, nicht zu teil. Eine schöne Fügung ist, dass KIDS RUN der Film zum Thema toxische Männlichkeit, an unserem Veranstaltungsabend am 26.11. auch deutschlandweit im Kino anläuft und wir ihn so noch einmal pushen können.

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