Film- und Streamingtipps: EMA und andere chilenische Filme


EMA von Pablo Larraín © Koch Films

Diese Woche nehmen wir den Kinostart des aktuellen Films EMA von Pablo Larraín zum Anlass, um weitere Werke aus Chile zu empfehlen. Insbesondere in den letzten zehn Jahren ist eine neue Generation von Filmemachern in Erscheinung getreten, die der Kinoproduktion aus Chile eine tragende Stimme verleiht.

Trotz verschiedener Initiativen diesen eine größere Plattform zu bieten, wie das beispielsweise die chilenische Botschaft in Berlin mit einer Filmreihe oder der EFM-Markt der Berlinale 2019 mit einem Schwerpunkt auf Chile getan haben, findet nur ein kleiner Teil der Produktionen ihren Weg zu deutschen Verleihern oder in die deutschen Kinos. Daher sind einige der interessantesten Filme, nur schwer zugänglich so wie dies mit dem (besser gelungenen) Remake von MUXMÄUSCHENSTILL (2004) von Marcus Mittermeier und Jan Henrik Stahlberg MORALES, EL REFORMADOR (2012) von Victor Cubillos oder CIRQO (2013) von Orlando Lübbert der Fall ist.

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Die Filme von Altmeister Alejandro Jodorowsky oder Pablo Larraín, beide auf ihre Art einen gewissen exaltierten, exzentrischen, aber in höchstem Maße suggestiven Stil vertretend, bilden glücklicherweise die Ausnahme; und BEAR STORY ist sogar auf YouTube zu sehen.

EMA

Kinostart am 22. Oktober 2020

Darum geht es:
Ema ist Tänzerin. Mit ihren wasserstoffblonden, nach hinten gegelten Haaren fällt sie überall wie ein bunter Hund auf. Außerhalb der Tanzgruppe ist sie wenig beliebt. So wie bei der Lehrerschaft der Schule, in der sie Tanzunterricht gibt. Man hält sie für labil und moralisch verwerflich. Dem Bild der libertinen, freizügigen Frau, das sich die anderen von ihr machen, entspricht Ema eigentlich nicht, denn sie ist ihrem Ehemann, dem etwa 15 Jahre älteren Theaterintendant, treu. Am ehesten könnte man sie als naiv bezeichnen. Ema und Gastón haben vor kurzem einen Jungen adoptiert, doch es lief schief. Nach einem Unfall hat das Amt hat den Jungen anderweitig vermittelt, aber Ema möchte ihn unbedingt zurückhaben. Dafür schmiedet sie einen komplizierten Plan, in dem sie ihre Verführungskünste auf die Probe stellt und ihren Instinkten folgt.

Was du zum Film wissen musst:
Der aktuelle Film des Chilenen Pablo Larraín ist ein überlanges Musikvideo, in dem schrill, bunt und laut der lateinamerikanische Reggeaton gefeiert wird. Er behandelt zudem das Thema Mutterschaft aus einer außergewöhnlichen Perspektive, die viele Fragen aufwirft. Die Bilder sprechen die Sinne an und der Erzählrhythmus, angepasst an die Musikrichtung, die hier eine wichtige Rolle spielt, ist mitreißend und suggestiv. Auch wenn die Geschichte an sich nicht jeden gleich ansprechen wird und die Protagonisten nur schwer eine Annäherung erlauben, schafft Larraín eine einheitliche Bildsprache, die aus dem Film ein einnehmendes Kunstwerk und zum Erlebnis macht. Die körperliche Präsenz der weiblichen Darsteller ist intensiv spürbar, allen voran die der Hauptfigur Mariana Di Girolamo. In der Rolle des etwas windigen und unreifen Intendanten brilliert Gabriel Garcia Bernal und zeigt einmal mehr, was er zu leisten vermag. – TV

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