INVASION 2020: Argentinisches Kino der Gegenwart online


Still aus LOS POSIBLES © Invasion 2020

Still aus LOS POSIBLES © Invasion 2020

Kunst und Kritik im argentinischen Film: Das INVASION 2020

Auch das argentinische Filmfestival INVASION ging dieses Jahr online und war damit deutschlandweit, nicht nur dem Berliner Publikum, zugänglich. Insgesamt gab es acht Filme zu sehen, sechs davon, ein Best-of der letzten Jahre, sogar kostenlos. Das INVASION hat in den sieben Jahren seines Bestehens immer wieder Kino, Performance und Kunst miteinander verbunden und auch die diesjährige Filmauswahl ließ die Verbindung zu anderen Künsten deutlich erkennen. So vor allem LOS POSIBLES (Santiago Mitre, Juan Onofri Barbato, 2013), wo Tanz und Film miteinander verschmelzen und LAS LINDAS (Melisa Liebenthal, 2016), der sich mit dem Phänomen des Blicks, mit Fotografien und Frauenbildern, beschäftigt. Die Filme zeichneten sich außerdem durch ihre politische Schlagkraft aus. Mit Themen wie Gender, Sexualität und Macht warf das INVASION einen kritischen Blick auf die argentinische Gesellschaft. Drei Filme haben wir uns genauer angesehen:

LOS POSIBLES

Darum geht es:
Die Handlung von LOS POSIBLES lässt sich nur schwer auf einen Nenner bringen, denn ein Narrativ im klassischen Sinne gibt es nicht. Der Film zeigt eine Tanzperformance und ist dabei so viel mehr als bloß gefilmte Bühnenshow. LOS POSIBLES vereint Tanz und dynamische Kameraarbeit zu einem ganz eigenen filmischen Erlebnis.

Was Du zu dem Film wissen musst:
LOS POSIBLES beginnt mit einem Prolog in Schwarz-weiß und wechselt mit Auftakt der Tanzperformance zu Farbe. Worte werden nicht gesprochen, Körperlichkeit dient als Mittel der Kommunikation, sowohl zwischen den Tanzenden als auch zwischen Publikum und Film. LOS POSIBLES setzt sich also ohne Worte mit einer Reihe von Gegensätzen auseinander: Film vs. Tanz, Architektur vs. Körper, Sehen vs. Wegschauen und Nähe vs. Distanz. Die Kamera ist dabei eine gleichwertige Tanzpartnerin, wie ein Mitglied der Gruppe. Diese dynamische Beteiligung ist selten und selbst in Tanzdokumentationen wie PINA (Wim Wenders, 2011) bleibt die Kamera oft statisch und hält Abstand, wohl um die Choreografie komplett, von Kopf bis Fuß, zu erfassen. LOS POSIBLES dreht den Spieß um und konzentriert sich auf Einzelheiten der Choreografie, wodurch die Kamera den Tänzern ganz nah ist, ohne jedoch die Performance als Gesamtwerk aus den Augen zu verlieren. Das Resultat ist berauschend, fast als würden wir selbst mittanzen.

Regie: Santiago Mitre, Juan Onofri Barbato, 2013

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