Mehr als ein Spiel


Pop_Kultur 2023: Fußball-Schwerpunkt: "Can I Kick It? Yes, You Can!" (c) Pop-Kultur
Pop_Kultur 2023: Fußball-Schwerpunkt: „Can I Kick It? Yes, You Can!“ (c) Pop-Kultur

Ein Jahr vor der Europameisterschaft in Deutschland gönnt sich Pop-Kultur einen Fußballschwerpunkt mit interessanten Talks und vier Dokumentarfilmen. Ein Blick ins Programm…

„Nach dem Spiel ist vor dem Spiel“, wusste einst schon Trainer-Legende Sepp Herberger, der so manche Weisheit prägte. Da nach der (Frauen-)WM auch vor der (Herren-)EM ist… und die passenderweise auch noch in Deutschland stattfinden wird, gilt es die einzelnen Spielorte einzustimmen. Schließlich geht es in nicht einmal zehn Monaten los und im Berliner Olympiastadion steigt sogar am 14. Juli 2024 das Finale der kontinentalen Meisterschaft.
Fußball, das zeigt sich nicht zuletzt gerade an der Debatte um das übergriffige Verhalten von Spaniens Fußballverbandspräsidenten Luis Rubiales gegenüber der spanischen Weltmeisterinnen und insbesondere der Spielerin Jenni Hermoso, steht für gesellschaftliche Debatten ebenso wie für Sport. Das lässt sich auch daran ablesen, dass jede und jeder eine Meinung zu den Vorfällen auf der Siegerinnenfeier hat, Fußball ist also Popkultur… und damit auch goldrichtig aufgehoben beim Zeitgeistfestival Pop-Kultur, das von Mittwoch, den 30. August bis Freitag, 1. September in der Kulturbrauerei zu Gast ist.

Neben reichlich (!) Musik, einer ganzen Reihe von Lesungen und Talks finden auch Fußball und insbesondere der Fußballfilm als Aufhänger, um ins Gespräch zu kommen, Raum im diskursfreudigen Programm. Besonderheit dabei: Der Programmausschnitt „Can I Kick It? Yes, You Can!“ ist für alle kostenlos.
In der Çaystube und im Kino in der Kulturbrauerei warten Kunstrasen, Kickertisch, Torwand und Fußballhymnen auf interessiertes Publikum. Am 31.8. (20 Uhr) diskutiert z.B. Kulturstaatsministerin Claudia Roth, die passenderweise auch Vorsitzende des Aufsichtsrats der Stiftung Fußball & Kultur EURO 2024 gGmbH ist, die das Kulturprogramm zur EM koordiniert mit Ex-Fußballerin, Kommentatorin und Künstlerin Josephine Henning (die u.a. das 2022er Motiv von 11mm gestaltete), Dauaride Empere, dem Mitgründer des Vereins CSV Afrisko Berlin, dem bei Pop-Kultur eine Ausstellung gewidmet ist, und Tülin Duman, Mitglied des Programmrats für das Kulturprogramm zur EURO 2024, über gesellschaftspolitische Aspekte des Fußballs und der EM. Dabei wird auch besprochen, welche Rolle Diversität, Partizipation und Antirassismus im Kunst- und Kulturprogramm zur UEFA EURO 2024 spielen.

Eben da setzt auch das Dokumentarfilm-Programm von Pop-Kultur an:
Aus den Jahren 1995 und 1997 stammt das Doku-Doppel MÄDCHEN AM BALL (31.8., 20.40 Uhr) und NACH DEM SPIEL (31.8., 22:20 Uhr) von Aysun Bademsoy. Sie nimmt sich die einzige türkische Damenfußball-Mannschaft Europas zum Thema. Sie zeigt die 16- bis 18-jährigen Mädchen vom BSC-Agrispor beim Training und bei Auswärtsspielen, zu Hause mit ihren Familien in Berlin-Kreuzberg und an ihren Lehr- und Arbeitsstellen in zwei Etappen und erzählt so viel über die die damaligen Kämpfe der Mädchen – und das alte Kreuzberg 36.

Gute zehn Jahre später, noch vor Beginn der Herren-WM in Deutschland, zog es im April 2006 ein Kreuzberger Frauenteam in den Iran, um in Teheran für ein Spiel gegen das iranische Nationalteam anzutreten, deren erstes offizielles Freundschaftsspiel! Der Film FOOTBALL UNDER COVER (am 1.9. um 18.30 Uhr zu sehen) von Ayat Najafi und David Assmann gewann 2008 unter anderem bei der Berlinale den Teddy Award für den besten Dokumentarfilm und weiß ganz sicher auch heute noch begeistern. In jedem Fall dürfte das Werk der perfekte Impuls sein, um über die heutige Situation der Frauen im Iran zu sprechen.

Filmtipp der Redaktion ist aber der aktuellste Film der Reihe…

SCHWARZE ADLER

Darum geht es:
Regisseur Torsten Körner erzählt darüber, wie sich Rassismus in Deutschland in den letzten 50 Jahren verändert. Den titelgebenden schwarzen Adler tragen Nationalspielerinnen und Nationalspieler auf weißen Trikots bei Länderspielen auf der Vorderseite der DFB-Trikots. Der erste von ihnen war Erwin Kostedde. Nach dem Gewinn der Weltmeisterschaft 1974 kam er im Dezember als erster Schwarzer deutscher Spieler zum Einsatz, Spieler wie Jimmy Hartwig oder Gerald Asamoah und Spielerinnen wie Shary Reeves oder Steffi Jones werden ihm nachfolgen. Ihre Hautfarbe spielt dabei leider immer wieder eine Rolle, keine sportliche, aber eine, die unsere Gesellschaft beschreibt.

Was du zum Film wissen musst:
Die Geschichten der Protagonist_innen bewegen, deren Karrieren waren abseits der Spiele immer auch geprägt von Kämpfen gegen Gegner abseits des grünen Rasens. Dafür gab es neben vielen Auszeichnungen im Jahr 2022 den Deutschen Fernsehpreis für Körner und sein Team.

Termin:
Freitag, 1. September um 21.20 Uhr im Saal 8 im Kino in der Kulturbrauerei

Das kostenlose Fußball-Programms „Can I Kick It? Yes, You Can!“ ist im Rahmen Pop-Kultur von 30.08. bis 01.09.2023 zu sehen, die Dokus im Kino in der Kulturbrauerei.