1. Cine Sangue Festival in Berlin – Interview mit dem Festivalkurator Moritz Henze-Jurisch
Zum ersten Mal findet vom 27. bis 29. Oktober 2023 das Cine Sangue-Festival im Filmrauschpalast Moabit statt, das ganz dem italienischen Genre-Kino der 60er bis 80er-Jahre gewidmet ist.
Italienisches Kino ist für den Festivalgründer Moritz Henze-Jurisch schon immer etwas Besonderes gewesen. Er liebt Western und Horrofilme und hat eine Schwäche für schöne physische Editionen von Filmen.
Berliner Filmfestivals hat ihn vor Beginn dieses für Berlin einzigartigen Festivals gesprochen.
Wie bist du auf das italienische Genre-Kino aufmerksam geworden?
Moritz Henze-Jurisch: Das geht schon sehr weit zurück und verlief nicht unbedingt linear. Irgendwie habe ich mich schon immer für sehr unterschiedliche Filme interessiert und habe mit 15,16 oder so ZWEI GLORREICHE HALUNKEN und SPIEL MIR DAS LIED VOM TOD und war so begeistert, dass ich danach so um die 200-300 Italowestern gesehen habe. Parallel dazu habe ich die alten deutschen Edgar Wallace Krimifilme – also sowas wie DER FROSCH MIT DER MASKE oder DER HEXER gesehen. Die letzten Filme dieser sehr langen Filmreihe wurden mit Italien co-produziert – so habe ich den Giallo entdeckt.
Irgendwann habe ich dann angefangen mich für Horror zu interessieren und dann war der Sprung zu den italienischen Horrorfilmen von Fulci und Co auch nur sehr kurz.
Zusammengefasst kann ich sagen, dass egal welche filmische Strömung ich verfolgt habe, irgendwie mich immer zu den italienischen Vertretern der jweiligen Gattung geführt hat.
Was hat dich dann bewogen, das Festival ins Leben zu rufen?
Das waren tatsächlich eher pragmatische Gründe. Gefühlt gibt es überall in Deutschland Filmfestivals rund um italienische Genrefilme wie zum Beispiel das „Terza Visione“ im DFF in Frankfurt oder diverse Veranstaltungen im Kommkino in Nürnberg.
Nur ausgerechnet in Berlin eben nicht und irgendwann dachte ich mir dann ganz salopp: Ja gut, dann mache ich es eben selbst.
Zieht sich ein roter Faden durch das Filmprogramm oder was hat die Auswahl der Filme beeinflusst?
Mir war es besonders wichtig eine möglichst große Vielfalt an Genres abzubilden. Außerdem wollte ich den Fokus auf etwas unbekanntere Filme legen, die meiner Meinung nach aber eine Entdeckung wert sind. Aus diesem Grund zeige ich auch nicht die allerprominentesten Filme von z.B, Sergio Leone oder Dario Argento.
Welchen Film würdest du Interessierten empfehlen, die noch gar nichts über das italienische Genre-Kino wissen und warum?
PLANET DER VAMPIRE ist ein unglaublich kreativer und auch einflussreicher Film. Regisseure wie Nicolas Winding Refn, Tim Burton und Guillermo del Toro schwärmen regelmäßig von Mario Bava und insbesonders PLANET DER VAMPIRE. Bava war ein einzigartiges Genie und konnte mit sehr beschränkten Mitteln regelrechte Pop-Kunstwerke erschaffen. Ich denke man kann durch das Sehen von PLANET DER VAMPIREeine ganze Menge über das Filmemachen lernen und außerdem stellt man mit ziemlicher Sicherheit fest, dass Ridley Scott’s ALIEN ohne Mario Bavas Film vermutlich nie in gemacht worden wäre.
Welcher der Filme ist deine Top-Empfehlung und warum?
Das ist sehr schwer zu beantworten. Ich halte alle Filme im Programm für sehr sehenswert, aber wenn ich mich für einen entscheiden müsste, würde ich vielleicht VON MANN ZU MANN nehmen.
Ich habe eine besondere Schwäche für den Italowestern und dieser Filme macht in diesem Genre eine ganze Reihe von sehr interessanten Sachen in seinem Genre und war ebenfalls sehr einflussreich. Tarantino hat beispielsweise für seinen KILL BILL ier eine ganze Menge Inspiration geholt.
Auf was können sich die Besucher*innen außerdem freuen?
Für alle Filme wird es eine Einführung geben und ich konnte sogar ein paar echt coole Gäste zu diesem Zweck gewinnen.
Was ist dein Wunsch für die erste Ausgabe deines Festivals? Was sollen die Zuschauer*innen mitnehmen?
Ich hoffe sehr, dass wir gemeinsam mit den Filmen und den Zuschauenden eine Atmosphäre des Entdeckens und Ergründens schaffen aber gleichzeitig auch eine Menge Spaß dabei haben werden.
Das Interview führte Michaela Grouls.