Oh du fröhliches 6. Weihnachtsfilmfestival


Key Visual © Weihnachtsfilmfestival
Key Visual © Weihnachtsfilmfestival

Von allen Filmfestivals in Berlin ist wohl das Weihnachtsfilmfestival das thematisch Spezifischste. Seit über sechs Jahren widmet sich das von André Kirchner unter Mitwirkung von BFF-Co-Chefredakteurin Teresa Vena organisierte sowie kuratierte Weihnachtsfilmfestival dem frohen Fest, das für nicht wenige Menschen ein fürchterlicher Stress oder gar eine schreckliche und zwanghafte Familienzusammenkunft ist.

Die 6. Ausgabe des Weihnachtsfilmfestivals hält natürlich auch dieses Jahr den Finger auf all diese potentiellen Feiertagsdeutungen. Vom 21. bis 24. Dezember zeigt es unter dem Motto „Breaking the Ice“ im Kino Moviemento eine Auswahl an unkonventionellen Kurz- und Langfilmen aus 22 Ländern. Und selbst internationale Gäst*innen sind vor Ort, um hohoho zu sagen.

Bereits am 21. und kürzesten Tag des Jahres steuert das Festival ein Programm zum bundesweiten Kurzfilmtag mit dem Titel „Universal Wonders“ bei, das die Hoffnung und den Glauben an Wunder hochhält. Es ist eines von insgesamt fünf Kurzfilmprogrammen. Darüber hinaus werden vier Langfilme gezeigt, bei denen es sich um vielfach ausgezeichnete Publikumslieblinge handelt, darunter Christian Mungius R.M.N über Arbeitsmigration, Rassismus und traditionelle Geschlechterrollen, sowie Ma Dae-Yuns SWITCH – die actiongeladene, aber auch besinnliche südkoreanische Komödie ist eine Berlinpremiere.

Hier gibt es drei konkrete Tipps für alle Weihnachtsbegeisterten oder Weihnachtsmuffel, die die Feiertage gern im Kino verdrängen:

THERE’S SOMETHING IN THE BARN

THERE'S SOMETHING IN THE BARN © Sony Pictures
THERE’S SOMETHING IN THE BARN © Sony Pictures

Darum geht es:
Die gar nicht mal so niedlichen kleinen norwegischen Elfen in der verschneiten Einöde, die zu allen möglichen Mitteln greifen, um eine amerikanische Familie mit Airb’n’b-Ambitionen aus ihrer geliebten Scheune fernzuhalten.

Was du zum Film wissen musst:
Mit großer Freude an Länderstereotypen – die tumben „happy-vision“-Amerikaner*innen versus die einfältigen, norwegischen Einsiedler*innen mit Alkoholproblem – und Trash-Faible inszeniert Magnus Martens THERE’S SOMETHING IN THE BARN als herrliche Elfenslasher-Komödie mit schön schlechten Masken. Nur in der Länge könnte er etwas prägnanter sein. Die Produktion lief bereits in Sitges und beim Fantastic Fest.

Termin beim 6. Weihnachtsfilmfestival
Freitag, 22.12. 2023, 19:00 Uhr, Kino Moviemento

OLDTIMERS

Darum geht es:
Lawrence (Conrad Coates) duscht gewissenhaft und setzt sich das Hörgerät ein; Vorfreude liegt in der Luft. Dann klingelt Richard (Julian Richings) mit seinem hohen Blutdruck und die zwei verbringen ein ungewöhnliches Weihnachten miteinander. Wobei sich dem Publikum natürlich erst peu à peu erschließt, in welchem Verhältnis sie denn eigentlich zueinander stehen.

Was du zum Film wissen musst:
Genrefilmfans kommen hier definitiv auf ihre Kosten, auch wenn auch die anfänglichen Vibes zwischen den Männern eigentlich eine eigene, alte Liebes- oder Annäherungsgeschichte erzählen könnten, die vielleicht noch interessanter wäre als das große blutige Finale.

Termin beim 6. Weihnachtsfilmfestival
Kurzfilmprogramm „Eggnog Inferno“
Freitag, 22.12., 21:15 Uhr, Kino Moviemento

BOILING POINT

BOILING POINT © Ascendant Films & Burton Fox Films
BOILING POINT © Ascendant Films & Burton Fox Films

Darum geht es:
Um den unglaublich angespannten Küchenalltag in einer Sterneküche, vor allem den Koch Andy. BOILING POINT ist dabei immer ganz nah dran – und verlässt nie die Räumlichkeiten, sodass man nie eine Verschnaufpause bekommt. So legt er die Struktur, den gewaltigen Druck sowie Suchtprobleme offen, die die Arbeit in einer solchen Liga (und im Grunde auch in fast jeder Liga drunter) immer mit sich bringt.

Was du zum Film wissen musst:
BOILING POINT ist Philip Barantinis Langfilm zum bereits sehr erfolgreichen Kurzfilm, auch mit Stephen Graham in der Hauptrolle, der den suchtkranken, geschiedenen Koch mit Geldproblemen famos in seiner ganzen Gefangenheit spielt. Der BOILING POINT, er erscheint die ganze Zeit fast erreicht – damit ist der Film nah an der Erfolgsserie THE BEAR, die sich zumindest in der ersten Staffel auch für die neoliberalen, hierarchischen Strukturen interessierte (bevor er in der zweiten Staffel diese interessanten Aspekte für das Erreichen von „Closure“ leider völlig hinten an stellte).

Termin beim 6. Weihnachtsfilmfestival
Sonntag, 24.12., 17:00 Uhr, Moviemento