12. filmPolska: „I, Olga Hepnarova“ von Tomas Weinreb und Petr Kazda
Olgas Rache
„Mörder sind Produkte ihrer Zeit und dies sind blutrünstige Zeiten“, sagte der amerikanische Serienmörder Richard Ramirez in einem Interview. Ist tatsächlich die Gesellschaft Schuld? Das fragt der Film „I, Olga Hepnarova“, der auf einem wahren Fall beruht.
In vielen Szenen ist man versucht, Olga Hepnarova (Michalina Olszanska) mit dem Rotstift zu umkringeln. Sie ist fehl am Platz, sowohl in ihrer Familie als auch im männerdominierten Beruf. Sie ist Lastwagenfahrerin. Ein junge Frau mit Mia-Wallace-Frisur und der Mimik eines Vincent Vega, das sich von seiner Umwelt durch eine immerwährende Wolke aus Zigarettenrauch abschirmt. Nur in ihrer Homosexualität scheint sie sich ausleben zu können. Doch Olga verliert sich zwischen der verzweifelten Suche nach Nähe und Selbstisolation und rutscht immer tiefer in die Depression. Schon einmal hat sie versucht, sich mit Tabletten das Leben zu nehmen. Nun spürt sie eine immense Wut. Olga will nicht leise und allein gehen, sie will Rache an der Gesellschaft, von der sie sich zum „Prügelknaben“ degradiert fühlt. In einem Brief schreibt sie:
„Es wäre zu einfach diese Welt als eine unbekannte Selbstmörderin zu verlassen. Die Gesellschaft ist zu gleichgültig, gut so. Hier ist mein Urteil: Ich, Olga Hepnarova, das Opfer eurer Bestialität, verurteile euch zum Tode.“
Am 10. Juli 1973 drückt die junge Frau auf das Gaspedal, rast über den Bürgersteig und tötet acht Menschen.
Wenn jemand mordet, folgt sofort die Frage nach dem „Warum“. Eine Erklärung beruhigt. Die Polizei sucht nach Briefen und Tagebüchern von Amokläufern und versucht jeden Schritt ihres Seelenlebens nachzuvollziehen. Der Film bemüht sich nicht um eine Rekonstruktion, er deutet lediglich an. Die Prügel im Mädchenwaschraum. Die Mutter, eine Ärztin, die gegen die Verzweiflung ihrer Tochter bloß Rezepte auszustellen weiß.