„5 Zimmer, Küche, Sarg“ („What we do in the Shadows“) von Jemaine Clement & Taika Waititi



Die Figuren der fünf Vampire ordnen sich dem Sketch-Charakter des Films unter. Sie bleiben stereotyp und durchleben keinen Wandel. In der WG treffen Dandy, Sadist, Rebell, Neuling und Urgestein – im Übrigen eine gelungene Hommage an Nosferatu – aufeinander. Im Prinzip ist diese konfliktreiche Konstellation allein schon ein Pulverfass, doch die Charaktere agieren untereinander zu harmonisch und wirken allesamt sympathisch. Die menschlichen Nebenfiguren erscheinen dagegen plastischer. Da wäre Jackie, die alles dafür geben würde, selbst zum Vampir zu werden. Oder der knuffige Systemadministrator Stu, der in seiner Naivität keine Berührungsängste den Blutsaugern gegenüber hat.

So darf der Zuschauer nicht zu viel Tiefgang in „5 Zimmer, Küche, Sarg“ erwarten. Leider bremst sich der Film in den Momenten selbst aus, in denen bedeutungsvolle Themen, wie das Beobachten des Wegraffens aller Freunde bei eigener Unsterblichkeit, angeschnitten, aber nicht zu Ende gedacht werden. So verhält es sich bedauerlicher Weise auch mit dem Gesamtkonzept des Films. Gefördert vom ‚New Zealand Documentary Board‘ gibt sich die Komödie als Dokumentarfilm aus. In jeder Sekunde des Geschehens ist klar, dass es sich um Schauspiel und Inszenierung handelt. Selbst der Fakt, dass die Dialoge zum Großteil improvisiert sind, lässt das Konstrukt der Mockumentary nicht funktionieren. Die künstliche Authentizität ist zweifelhaft und schafft unnötig Distanz. Einzig die Integration von verfremdetem, historischem Bildmaterial funktioniert erstaunlich überzeugend.

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Das Plakat zu "5 Zimmer, Küche, Sarg".

Das Plakat zu „5 Zimmer, Küche, Sarg“.

Drückt man ein Auge zu und schraubt den Anspruch etwas zurück, bleibt „5 Zimmer, Küche, Sarg“ eine solide Komödie. Unentschlossen tänzelnd zwischen französischem Klamauk und britischem, schwarzem Humor setzt der Film ein frisches Licht auf den Vampir-Kosmos, überrascht mit originellen Ideen, beweist Liebe zum Detail und platziert eine Menge mal guter, mal mittelmäßiger Gags. Und alle Zartbesaiteten dürfen aufatmen: Gruselig ist „5 Zimmer, Küche, Sarg“ nicht. Wer eine waschechte, unheimliche Horrorkomödie aus Neuseeland sucht, dem sei „Housebound“ (Regie: Gerard Johnstone) ans Herz gelegt. Leider steht bei diesem Film, der auch Gewinner des ‚Fresh Blood Audience Awards‘ beim Fantasy Film Fest 2014 war, die Kinoauswertung noch in den Sternen.

André Kirchner

5 Zimmer, Küche, Sarg“ („What we do in the Shadows„), Regie: Jemaine Clement & Taika Waititi, DarstellerInnen: Jemaine Clement, Taika Waititi, Jonathan Brugh, Cori Gonzalez-Macuer, Ben Fransham, Kinostart: 30. Oktober 2014

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