„Tell Spring Not to Come This Year“ von Saeed Taji Farouky & Michael McEvoy


Der britischen Beitrag "Tell Spring Not to Come This Year" im Panorama 2015 von den Regisseuren Saeed Taji Farouky und Michael McEvoy. © Michael McEvoy, Saeed Taji Farouky

Der britischen Beitrag „Tell Spring Not to Come This Year“ im Panorama 2015 von den Regisseuren Saeed Taji Farouky und Michael McEvoy. © Michael McEvoy, Saeed Taji Farouky

Apokalypse Now

Sag dem Frühling, er soll dieses Jahr nicht kommen, damit die Nachtigall nicht singt und er die Trauernden nicht von ihrem Leid befreit…“ Für den so genannten Westen sind die Kämpfe in Afghanistan und überhaupt im Nahen Osten meist nicht mehr als beunruhigende aber dennoch weit entfernte Meldungen und Bilder aus den Nachrichten. Gesichtslos bleiben Leid und Einzelschicksale der Menschen vor Ort, bis sie irgendwann in artifizieller Form (in Literatur oder Spielfilm) noch einmal das Licht der Welt erblicken. Die wahren Gräueltaten und Geschichten finden sich maximal in sozialen Netzwerken, auf Youtube oder in den Dokumentationen von Filmemachern, die sich mitten hineinstellen ins Herz der Zerstörung, des Zorns und menschlicher Abgründe.

Zwei die im Auge des Orkans stehen, sind Saed Taji Farouky und Michael McEvoy. Ein Jahr lang begleiteten sie die Truppen der afghanischen Nationalen Armee in ihrem ersten Jahr nach Abzug der NATO Truppen. Ihre Kamera nicht nur auf die Frontlinien im Helmand Gereshk Flusstal – der „Bombengasse“ – gerichtet, sondern vor allem auf die Gesichter derjenigen, die sich von der Welt im Stich gelassen fühlen, und dennoch vehement versuchen, ihr Land zu verteidigen. Es sind Gesichter der Verzweiflung, der Angst, der Hoffnungslosigkeit, des Kriegs. Im Fokus stehen Jalaluddin und Sunnatullah, zwei Soldaten der schwerbewaffneten Kompanie, 3. Brigade, 215 Battalion.

Ursprünglich träumte Jalaluddin davon, persische Literatur an der Universität in Kabul zu studieren. Als er aber die Aufnahmeprüfung nicht schaffte, ließ er sich in der Armee zum Offizier ausbilden und führt als Kommandeur seine Einheit durch die gefährlichste Region Afghanistans. Sunnatullah ist der Neuankömmling, der erst seinen Platz in der Truppe finden muss. Sie stehen stellvertretend für alle afghanischen Soldaten, die sich aufbäumen und stark machen, obwohl sie sich entsetzlich ohnmächtig, verraten und verlassen fühlen. Denn niemand gibt ihnen mehr Schutz und Unterstützung. Selbst der Staat zahlt ihnen schon seit neun Monaten kein Gehalt mehr. Wofür also das nackte Leben einsetzen? Ein zweites Vietnam? Weitermachen, fliehen?

1 2