66. Berlinale: „Elixir“ von Daniil Zinchenko


Aus Russland kommt "Elixir" zur diesjährigen Berlinale! © League of Experimental Cinema

Aus Russland kommt „Elixir“ zur diesjährigen Berlinale! © League of Experimental Cinema

Der Wald vor lauter Bäumen

Anzugträger stehen mit Fackeln um einen Swimmingpool. Ein Mann in weißer Kutte wird in das Becken getaucht. Das Wasser färbt sich schwarz. Etwa zu Öl? Sind Religiöse am Werk, die Regierung oder doch die Kapitalisten? Der Zweck des folterhaften Rituals bleibt unergründet.

Und schon geht es ab in den Wald. Hier verweilen wir für den Rest des Films. Der Forst wird zur Bühne für sonderbare Charaktere. Wir treffen auf den Wissenschaftler, der sich in einem Verschlag ein Labor errichtet hat, um das Elixier zu brauen, welches unsterblich macht. Für sein Gemisch benötigt er noch die DNA von Partisanen und Kosmonauten, jeweils Mann und Frau. Also schickt er seinen Handlanger Seraphim los, um diese aufzutreiben. Und er wird fündig, bis die natürliche Ordnung im Wald von den Anzugträgern – den Banditen und Beamten- gestört wird.

„Elixir“ arbeitet mit Figuren ohne Biographie. Sie sind Symbole, Stellvertreter und Archetypen, die vermeintlich auch als Sinnbild für die russische Gesellschaft stehen könnten. Zeit spielt keine Rolle, nur Raum. Eigentlich ist hier gar nichts wichtig und essentiell zugleich. Regisseur Daniil Zinchenko entwirft ein völlig eigenes Ökosystem, in dem alles und jeder auf merkwürdige Art miteinander verknüpft ist, funktioniert und notwendig scheint. Wie in einem modernen, düsteren Märchen, das uralte Mythologien in die Neuzeit transportiert, streifen wir durch die Wiesen, Sümpfe und Wälder dieser avantgardistischen Über-Natur.

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