66. Berlinale: „Elixir“ von Daniil Zinchenko


Der Film wirkt wie ein Spaziergang. Wir schauen uns um, beobachten, nehmen alles auf und auch so hin. Oder würde man sich im Wald tatsächlich fragen, warum ein Baum gerade dort steht, wo er eben steht? Poetische Monologe werden mit warmen Stimmen vorgetragen. Sie rauschen durchs Ohr, wie Blätter im Wind. Die Texte erzählen von großen Themen: Leben und Tod, Erde und Universum und der Unwichtigkeit der Dinge.

Fast ausschließlich in Totalen und Panoramen mittels sparsamer Schnitte erzählt, werden wir aus sicherer, alles überblickender Distanz Zeuge der grotesken, zuweilen verstörenden Geschehnisse, die sich im Gehölz abspielen. Immer wieder sind die weiten Einstellungen durch Detailaufnahmen unterbrochen, die uns die Materialität der Dinge zum Greifen nah erscheinen lassen: matschige Erde, weiche Spinnenweben, scharfkantige Gräser oder flauschige Haare. Ein metallisches Sounddesign dröhnt leise und gefährlich wie ein Echo aus der Ferne.

Immer mehr Zuschauer verlassen den Saal. Sie halten die Ruhe nicht mehr aus. Doch „Elixir“ verlangt vom Betrachter nichts, außer sich darauf einzulassen. Man versucht den Film zu verstehen, wird aber nur hineininterpretieren können. Die Parabel zu dechiffrieren scheint unmöglich. Es ist aber auch egal. Wie in der Natur selbst, sind die Dinge so wie sie sind, daran kann man nicht rütteln, auch wenn wir nicht alles begreifen.

André Kirchner

„Elixir“, Regie: Daniil Zinchenko, DarstellerInnen: Aleksandr Gorelov, Nikolay Kopeikin, Grigoriy Selskiy, Dmitriy Juravlev, Victoria Maksimova

Termine bei der 66. Berlinale, Sektion Forum:
Fr 12.02. 18:00 Kino Arsenal 1
So 14.02. 14:00 Delphi Filmpalast
Mo 15.02. 22:00 CineStar IMAX
So 21.02. 22:15 Cubix 9

1 2