„Die Tochter“ von Mascha Schilinski


Vor der sommerlich-malerischen Kulisse der griechischen Vulkaninsel Santorin entwickelt Mascha Schilinski ein komplexes Mutter-Vater-Tochter-Verhältnis und einen Plot aus Liebe, Eifersucht, Berechnung und gegenseitiger Abhängigkeit. Nicht nur Luca ist abhängig von der Liebe ihrer Eltern – auch die Eltern buhlen um Lucas Zuneigung. In farbgewaltigen und wunderschönen Bildern entspinnt sich eine moderne griechische Tragödie mit Luca als Protagonistin – einer modernen Elektra.

Die 1984 in Berlin geborene Regisseurin und Drehbuchautorin Mascha Schilinski, Tochter einer Filmemacherin, reiste schon als Kind durch Europa. Nach dem Abitur hospitierte sie beim Film, schrieb Kurzgeschichten und trat unter anderem als Feuerschluckerin in einem Wanderzirkus in Italien auf. 2008 absolvierte sie die Autoren-Masterclass der Filmschule Hamburg und war danach als freie Autorin in Berlin tätig. Seit 2012 studiert sie Regie an der Filmakademie Baden-Württemberg. Ihr 39-Minüter „Die Katze“ wurde auf zahlreichen Filmfestivals ausgezeichnet. Mit „Die Tochter„, einer Koproduktion der Filmakademie Baden-Württemberg mit der Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf, legt Schilinski ihr Langfilmdebüt vor, das auch durch das ZDF (Das kleine Fernsehspiel) unterstützt wurde.

Beeindruckend ist vor allem die Leistung der erst 8-jährigen Berlinerin Helena Zengel, die sich ganz auf ihre Rolle einlässt und die ganze Bandbreite der Gefühle des Trennungskindes Luca darstellt. Helena steht bereits seit ihrem fünften Lebensjahr vor der Kamera und war u.a. in Fernsehproduktionen wie dem „Spreewaldkrimi“ zu sehen. Außerdem wirkte sie in Studentenfilmen aller namhaften deutschen Filmuniversitäten mit. Karsten Antonio Mielke und Artemis Chalkidou überzeugen als zwischen Liebe und Wut zerrissene Trennungseltern.

Die Idee zu „Die Tochter“ entstand auf Reisen, als Schilinski eine Familie beobachtete: Vater und Tochter wirkten wie ein Liebespaar, während die Mutter abseits stand – ausgeschlossen von der Innigkeit zwischen Vater und Tochter. Eine weitere Beobachtung machte Schilinski in einem Café, wo ein kleiner Junge mit Absicht sein Bobbycar gegen eine Eisenstange rammte und daraufhin losheulte, um die ganze Aufmerksamkeit seiner Eltern zu gewinnen.

Mit „Die Tochter“ legt Mascha Schilinski einen Film vor, der angesichts der vielen Trennungs- und Scheidungskinder in Deutschland ein aktuelles Thema trifft. In der Figur der Luca und ihrer Hin- und Hergerissenheit zwischen Liebe, Trauer und Wut offenbart sich das ganze Drama eines Trennungskindes.

Stefanie Borowsky

Die Tochter„, Regie: Mascha Schilinski; DarstellerInnen: Helena Zengel, Artemis Chalkidou, Karsten Antonio Mielke, Kinostart: 17. Mai 2018

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