71. Berlinale: FOREST – I SEE YOU EVERYWHERE von Bence Fliegauf


Filmstill aus FOREST – I SEE YOU EVERYWHERE von Bence Fliegauf. (c) Akos Nyoszoli;Matyas Gyuricza

Kaleidoskopartige Kompromisslosigkeit

Der ungarische Filmemacher Bence Fliegauf (Gewinner des Goldenen Bären 2012 für JUST THE WIND) eröffnet in FOREST – I SEE YOU EVERYWHERE Einblicke in sieben kammerspielartige Episoden. Eine Jugendliche hält vor ihrem Vater einen Vortrag über den Unfalltod ihrer Mutter. Sie untermalt diesen mit Bildern auf ihrem Tablet. Ein Paar streitet über eine verliehene Kamera und eine sexuelle Affäre in der Vergangenheit. Eine religiöse Mutter diskutiert mit ihrem Sohn, dass die Schlangenverwandlung in einem Fantasy-Rollenspiel, welches dieser mit seinen Freunden spielt, blasphemisch sei. Wer sind diese Personen? In welcher Verbindung stehen sie zueinander? Die unterschiedlichen Ansichten in den Auseinandersetzungen offenbaren neue Perspektiven auf das Geschehen. Nicht alles ist so, wie es anfangs scheint, im weiteren Verlauf ergeben sich überraschende Handlungsverläufe.

Es ist ein Film über Konflikte, sowohl direkte, als auch unausgesprochene, die unter der Oberfläche liegen. Sie entfalten sich in langen, stilisierten Close-Up-Einstellungen, unruhige Kameraschwenks erzeugen ein Gefühl der Beklemmung. Innerhalb dieser unnachgiebigen und desorientierenden visuelle Gestaltung manifestieren sich Blicke auf kleine Details und Nuancen: die Mimik des konfrontierten Ehemanns, eine Leiche im Halbdunkel auf einem Sofa im Hintergrund. Andere Vorgänge finden in Form von Leerstellen statt und sind nur akustisch wahrzunehmen: ein Gerangel im Flur, das hinter einer Wand zu hören ist. Dieser präzise Stil wird vor allem durch die herausragenden Darsteller getragen. Einige von ihnen sind professionelle Schauspieler, andere sind Laien.

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