71. Berlinale: NOUS von Alice Diop – Bester Film Encounters


Ihr kontemplatives Werk weist eine bewusste Heterogenität auf, da Diop Aufnahmen verschiedener Quellen und Audiostücke als Voice-Over vermischt. Einmal erzählt ein Protagonist direkt von seiner Geschichte, einmal sieht man ältere Bilder von der Person wie Fotos, die dann nur zu hören ist oder wieder einmal setzt die Regisseurin eigenes, früheres Videomaterial ein, in dem sie ihren Vater interviewt. Diop versteht sich als Teil dieses Wir und fügt aus diesem Grund ihre eigene Familiengeschichte in den Film mit ein.

Die Banlieue wurde zur Heimat für eine Vielzahl von Gastarbeitern, die in den 1960er Jahren von der französischen Regierung offiziell als solche eingeladen wurden. Einer davon war auch Alice Diops Vater. Aus verschiedenen Gründen haben sich diese Orte zu Ghettos entwickelt , wo ein niedriges Einkommen sich mit einer schlechten schulischen Bildung und erhöhter Kriminalität paart. Das ist das vorherrschende Bild der Banlieue. Dieses zurechtzurücken ist das Ziel von NOUS.

Mit Sicherheit handelt es sich, um ein wichtiges Unterfangen. Doch verliert sich Diop inhaltlich in zu vielen Details und formal in der gewollten Vielschichtigkeit. Das Resultat fällt zu Lasten einer zu wenig pointierten Argumentation und einer für den Zuschauer etwas ermüdenden Länge aus.

Teresa Vena

NOUS, Regie: Alice Diop

1 2