73. Berlinale: DANCING QUEEN von Aurora Gossé


DANCING QUEEN © Amarcord

Little Miss Hip-Hop

Die Siebtklässlerin Mina (Liv Elvira Kippersund Larsson) aus Norwegen ist eine fleißige Schülerin. Zu den als „cool“ geltenden Mädchen gehört die leicht mehrgewichtige 12-Jährige mit der großen rosafarbenen Hornbrille nicht. Doch als nach den Sommerferien der beliebte Hip-Hop-Tänzer Edwin, genannt E. D. Win (Viljar Knutsen Bjaadal), der 165 800 Instagram-Follower*innen vorweisen kann, auf Minas Schule kommt und eine eigene Hip-Hop-Tanzgruppe zusammenstellen will, ist Mina hin und weg. Um E. D. Win auf sich aufmerksam zu machen, sieht Mina nur eine Chance: Sie muss es in seine Tanzcrew schaffen! Dabei besteht nur ein klitzekleines Problem: Mina hat noch nie getanzt.

Unterstützt von ihrer resoluten Großmutter (Anne Marit Jacobsen), die früher im Chat Noir als Tänzerin Erfolge feierte und Minas Talent erkennt, und ihrem besten Freund Markus (Sturla Puran Harbitz) trainiert Mina hart – und darf in der Hip-Hop-Gruppe mittanzen, die im nächsten Sommer zum wichtigsten nationalen Wettbewerb, der Mjøsa Challenge, antreten soll. Obwohl der ehrgeizige E. D. Win Mina demütigt und sich zuerst weigert, im Duo mit ihr zu tanzen, versucht Mina alles, um ihm zu gefallen. Dabei vernachlässigt sie nicht nur die Schule, sondern auch ihre Freundschaft zu Markus.

Die norwegische Regisseurin Aurora Gossé, geboren 1987, studierte Regie an der Norwegian Film School und drehte auch TV-Filme und Musikvideos. In ihrem kurzweiligen und lehrreichen Coming-of-Age-Film DANCING QUEEN, der nach einem Drehbuch von Silje Holtet entstand und in der Sektion Generation Kplus zu sehen ist, behandelt sie Themen wie Träume, (Selbst-)Liebe, toxische Körperbilder, Freundschaft, Familie und Trauer.

Die entschlossene kleine DANCING QUEEN Mina, die zuweilen an die Protagonistin Olive aus LITTLE MISS SUNSHINE erinnert, lernt Hip-Hop, färbt sich die Haare, kauft sich Kontaktlinsen und neue Klamotten und versucht, cool zu wirken, um E. D. Wins Erwartungen zu erfüllen. Trotz aller Anstrengungen muss Mina sich beim Hip-Hop-Training jedoch übergriffige Kommentare und Fatshaming von E. D. Win anhören und entwickelt immer stärkere Selbstzweifel. Sie will unbedingt abnehmen, geht nachts heimlich aufs Trainingsrad und verzichtet sogar auf das Weihnachtsessen mit ihren Eltern und ihrer Großmutter. Doch ist das wirklich der richtige Weg?

Mit einem überzeugenden Schauspielensemble und begleitet von mitreißenden Hip-Hop-Choreografien verdeutlicht Aurora Gossé in DANCING QUEEN, was wahre Freundschaft ausmacht und dass es sich lohnt, Träume zu verfolgen. Darüber hinaus vermittelt sie auf kindgerechte und sensible Art, dass Bodyshaming nicht in Ordnung ist – und dass sich niemand verbiegen muss, um andere zu beeindrucken.

Stefanie Borowsky

Termin bei der 73. Berlinale:
Sonntag, 26.02.2023, 12:30 Uhr, Filmtheater am Friedrichshain, Deutsch eingesprochen