„A Rainy Day in New York“ von Woody Allen
Spaziergang im Regen
Ein neuer Film von Woody Allen, indem viel geredet wird; über Liebe, über die konfliktreiche Beziehung zwischen Männer und Frauen, über den künstlerischen Schaffensprozess und über New York. Immer wieder New York. Allen hat dieser Stadt mit seinen Filmen schon viele Liebeserklärungen gemacht und einige davon schaffen es auch eindrücklich, seine Faszination und Zuneigung für New York auf den Zuschauer zu übertragen, man denke dabei an „Annie Hall“ (1977) oder „Manhattan“ (1979). Mit seinem neuen Werk „A Rainy Day in New York“ gelingt es ihm allerdings nur schwer.
An sich wirkt diese neue Großstadtromanze des Altmeisters wie eine künstliche und amateurhafte Burleske, die sich vieler Gemeinplätze und Klischees bedient. Die pseudo-intellektuellen Dialoge sind hölzern vorgetragen und die Charakterzeichnung bleibt zu jeder Zeit oberflächlich, die Figuren wirken immer wieder karikaturhaft. Die schauspielerische Leistung des Trios Elle Fanning, die mit einem hohen Stimmchen den ganzen Film über wie ein kopfloses Huhn über ihre eigenen Füße stolpert und dennoch dank ihrer betörenden Schönheit (oder weil sie als leichte Beute angesehen wird?) von jedem einzelnen Mann begehrt wird. Selena Gomez, die den weiblichen Konterpart schlagfertig spielt, um keine freche Antwort verlegen und bei strömendem Regen im kürzesten Minirock herumgeht, aus unerfindlichen Gründen als zwar intelligent und interessant, aber nicht uneingeschränkt gutaussehend bezeichnet wird. Schließlich Timothée Chalamet als überheblicher Lebemann, der nicht überzeugen kann, er wirkt wie eine Farce.
Das längst nicht alles so ernst gemeint ist, wie es den Anschein hat, wird jedem Zuschauer klar werden. Doch konstruiert Allen zwar eine amüsante und dicht erzählte Verwechslungs-Liebeskomödie, die in Bezug auf das transportierte Schönheitsideal und Frauenbild einen bitteren Beigeschmack hinterlässt. Mit der Figur des Gatsby, die von Chalamet verkörpert wird, erschafft Allen ein Alter-Ego, das in der einen oder anderen Weise fast in jedem seiner Filme vorkommt und früher Allen auch selber gespielt hat. Es handelt sich um einen gebildeten, der Oberschicht angehörenden, arroganten Besserwisser, der mit sarkastisch-zynischen Sprüchen meist bei den anderen aneckt und auch als Sonderling gilt.
Mit Chalamet ändert sich, dass die Figur besser aussieht, als wenn sie von Allen selbst gespielt wird. Doch das weit jünegre Alter macht sie nicht etwa interessanter, sondern noch unsympathischer. Dieser Gatsby, und da ist der Name nicht zufällig gewählt, kann alles, Klavier spielen, Französisch, Poker, hat alles, will aber nichts davon richtig. Er ist ein Melancholiker und Träumer, ein missverstandener Poet. Chalamets Spiel ist überdreht, was gewissermaßen zur Rolle passt, aber von nur wenig einnehmendem Charme.