„Antons Fest“ von John Kolya Reichart



Der Ludwigsburger Filmstudent – der während des Drehs mit seinen Schauspielern vier Wochen auf dem Hof zusammen gelebt hat – verlangt dem Zuschauer einiges ab: Die Geschichte versucht gar nicht erst, einen einzigen dramaturgischen Spannungsbogen aufzubauen, sondern funktioniert eher als ein in Einzelteile untergliedertes soziales Experiment, zusammengehalten durch den Willen, auf die Ankunft des Geburtstagskindes zu warten. Für das Drehbuch verfolgte Reichart zusammen mit dem Drehbuchautor Frank Hoffmann denn auch eine besondere Strategie: Sie teilten die Protagonisten untereinander auf und entwickelten deren Konflikte weiter, ohne sie sich zu erzählen. Erst später prallten so die Dramen aufeinander und manches Mal sieht das ein bisschen nach Übungen im Schauspielkurs aus.

Dass die einzelnen Szenen dieser Neuinterpretation von Thomas Vinterbergs „Das Fest“ aber dennoch im Großen und Ganzen funktionieren, liegt an dem stimmig gecasteten Ensemble und den authentischen Dialogen, die das Duo Reichart/Hoffmann den Mitgliedern in Mund legt. Am Ende gehen alle zusammen baden – da wird ausnahmsweise mal nicht gestritten, sondern versöhnlich geschwiegen.

Cosima Grohmann

Antons Fest„, Regie John Kolya Reichart, Darsteller: Andreas Bichler, Brigitte Böttrich, Milena Dreissig, Alexandra Finder, Frank Jacobsen, Matthias Lier, Natalia Rudziewicz, Oliver Törner, Kinostart: 4. Februar 2016

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