„Die Arier“ von Mo Asumang


Mo Asumang trifft bei ihrer Recherche auf krude Gestalten. Foto: achtung berlin

Mo Asumang wirbelt bei ihrer Recherche einigen Staub auf. Foto: achtung berlin

Ihre Gespräche und Reisen führen Mo Asumang schließlich zu einem Hirtenvolk im Iran, hier hat die Selbstbezeichnung „Arier“ ihren Ursprung und ist historisch belegt. Die Arier, die Asumang dort trifft, sind ganz und gar nicht blond und blauäugig. Und vor allem: Sie leben die Idee eines Vielvölkerstaates. „Wir Arier glauben, dass alle Menschen gleich sind.“, sagt eine der Frauen im Gespräch.

Der Auslöser, sich auf die Suche nach der Bedeutung und Herkunft des Begriffes „Arier“ zu machen, ist ein sehr persönlicher. Bei der Berlin-Premiere auf dem 10. achtung berlin erzählt die Regisseurin während der lebhaften Diskussion im Anschluss an die Vorführung, dass sie selbst vor einigen Jahren Opfer einer Morddrohung von vermeintlichen Ariern wurde. Die Neo-Naziband „White Aryan Rebels“ sang in einem Lied „Die Kugel ist für dich, Mo Asumang“.

Der Schock saß tief und Asumang begab sich in ihrem Dokumentarfilm „Roots Germania“ auf eine erste Spurensuche, die 2008 für den Adolf Grimme Preis nominiert wurde. In Berlin erzählt sie, dass erst im Nachhinein, aber dann immer stärker, die Frage nach der Bedeutung und Herkunft des Begriffs „Arier“ in ihr aufgekommen sei. Einen Film darüber zu machen wurde zu einem großen Bedürfnis.

DIE_ARIER_PlakatBewundernswert ist die Geduld, die Mo Asumang in den Gesprächen aufbringt. In Seelenruhe lässt sie sich vom Gründer der US-amerikanischen „White Aryan Resistance“ erzählen, dass seine Religion die Rasse ist. Hört zu, wie ein deutscher Verschwörungstheoretiker ihr berichtet, dass die Rückseite von Mond und Mars von Ariern bevölkert sei. Dieser Ruhe und Beharrlichkeit ist es zu verdanken, dass sich die unterschiedlichsten Menschen im Gespräch mehr öffnen, als sie es selbst vorgehabt hätten. Im Einzelgespräch gelingt der Regisseurin der Blick hinter die Fassade, ihre Offenheit sorgt für Irritation.

Dabei geht es nicht in erster Linie darum, die überzeugten Rassisten zum Umdenken zu bewegen. Vielmehr geht es darum, aufzuklären und junge Leute, die in die Fänge rechtsradikaler Vereinigungen geraten, zu informieren und stark zu machen. Das zeigt besonders eines der letzten Treffen auf Asumangs Reise. Aussteiger Chris redet mit ihr das erste Mal offen über seine Zeit in der Szene und seinen Ausstieg, sein Mut beeindruckt die Regisseurin tief und macht ihr Hoffnung, mit der sie auch die Zuschauer aus ihrem Film entlässt. Wie mit ihren Dokumentationen zuvor will Mo Asumang auch mit „Die Arier“ an Schulen gehen und sich mit dem Nachwuchs austauschen. Wenn ihr unermüdliches Streben nach Wahrheit und Gerechtigkeit sowie ihr Mut, Unbequemes zu hinterfragen, nur ansatzweise auf einige Zuschauer überspringt, ist schon viel erreicht.

Verena Manhart

Die Arier„, Regie: Mo Asumang

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