„Wiener Ecke Manteuffel“ von Florian Schewe
Neben der Erkrankung plagt Pat das schwierige Verhältnis zu seiner Familie in Mannheim, die er seit 15 Jahren nicht mehr besucht hat. Ob das im Zusammenhang mit seiner Krankheit steht, lässt die Dokumentation jedoch offen. Stattdessen begleitet sie ihren Protagonisten zu einem längst überfälligen Treffen mit der Familie.
Da Dijana zu Hause in Berlin bleibt, verschiebt sich der Fokus von „Wiener Ecke Manteuffel“. In Mannheim geht es nicht mehr um HIV oder um eine Liebesbeziehung, die trotz oder gerade wegen einer Krankheit erstarkt ist. Es geht um eine schmerzliche und gewaltgeprägte Vergangenheit, um Rassismus, um fünf Brüder und um eine Mutter, die scheinbar nie genügend Liebe geben konnte.
„Wiener Ecke Manteuffel“ vollzieht damit die Gratwanderung vom Dokumentarfilm zur filmischen Reportage, in der nicht länger der Regisseur die Ausschnitte der gezeigten Geschichte selbstständig selektiert, sondern diese Aufgabe dem Protagonisten überlässt. Das kann man als thematische Abschweifung oder als künstlerische Freiheit werten. Deutlich wird dennoch, dass sich bei Pat und Dijana nicht alle Gedanken permanent um die Krankheit drehen. Dass Schwankungen, Höhen und Tiefen, Rückschläge und Hoffnungsschimmer sich durchs ganze Leben ziehen. Das betrifft übrigens auch die Therapie einer HIV-Infektion. Am Ende von „Wiener Ecke Manteuffel“ hat Dijana wieder dichtes, glänzendes Haar.
Alina Impe
„Wiener Ecke Manteuffel„, Regie: Florian Schewe
Mit „Wiener Ecke Manteuffel“ sicherte sich Regisseurt Florian Schewe bei achtung berlin den new berlin film award 2014 und den Preis der Ökumenischen Jury (hier die Jury Begründung).
Weiterlesen: Alle Preisträger von achtung berlin findet ihr hier.