„Woyzeck“ von Nuran David Calis


Tom Schilling und Nora von Waldstätten in Nuran David Calis Interpretation von Büchners "Woyzeck". (c) Magic Flight Film

Tom Schilling und Nora von Waldstätten in Nuran David Calis Interpretation von Büchners "Woyzeck". Foto: Magic Flight Film

Nach „Frühlings Erwachen“ adaptiert Regisseur Nuran David Calis pünktlich zu Georg Büchners 200. Geburtstag „Woyzeck“ und siedelt den Stoff mitten im Berliner Wedding an – wo er erstaunlich gut funktioniert. Büchners braver Soldat, dient im modernen Berlin als verzweifelter Müllmann dem schnöden Mammon. Tom Schilling zeigt wie so häufig zuletzt seine schauspielerische Vielseitigkeit und kämpft als Woyzeck den wackeren Kampf des kleinen Mannes gegen eine Obrigkeit, dem er nicht gewachsen ist.

Eminent wichtig beim Transfer des Dramas in die Gegenwart sind die starken Bilder, mit denen Calis Woyzecks Welt illustriert. Er lässt ihn unter der Stadt, gemeinsam mit den anderen Ausgestoßenen, zwischen Ratten den Müll sammeln, zeigt seinen benebelten Helden in der fiesen Karikatur einer Arztpraxis und auf einem Flohmarkt der Verzweifelten, wo ein jeder auf die schnelle Mark hofft. Nur um sich selbst endlich – wenn auch nur für einen kurzen Moment – in einem kleinen Glück zu sonnen. Eine Welt, in der Menschen so wenig Wert sind, dass sie achtlos im Müll entsorgt werden, wenn sie nicht mehr nützen oder zu sehr am Ruhm der Oberen kratzen. Calis Theaterfilm funktioniert, weil er für Büchners zeitloses Drama mit dem von ihm gezeichneten Wedding ein perfektes Setting entwickelt, in dem vor allem Ton Schilling groß aufspielt.

Denis Demmerle

Woyzeck„, Regie: David Calis; Darsteller: Tom Schilling, Nora von Waldstätten

http://vimeo.com/63397607

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