„Baby Driver“ von Edgar Wright



Wäre die recht flache Handlung und die spektakuläre Action alles, was „Baby Driver“ zu bieten hätte, würden wir ihn an dieser Stelle wohl kaum besprechen. Doch Wright hat noch ein Ass im Ärmel. Baby leidet nämlich seit frühester Kindheit aufgrund eines Autounfalls, der den Jungen zum Vollwaisen machte, unter einem Tinnitus. Um diesen zu unterdrücken, hört Baby ständig Musik, trägt mehrere iPods mit sich herum und ist überhaupt ein Musiknerd par excellence. Das ist Wrights Chance, seinen Film in etwas Besonderes zu verwandeln und er verwandelt mit Bravour. Musik ist ein beständiges Thema des Films. Ähnlich einem Tarantino, der in seinen Filmen immer wieder mit Dialogen über Filme und Filmgeschichte arbeitet, nutzt Wright sein gesammeltes Wissen über Musik, um seine Charaktere mit Gesprächsstoff zu versorgen, die Liebesgeschichte zwischen Debora und Baby zu entwickeln und natürlich, um einzelne Sequenzen gekonnt zu untermalen.

Die Songauswahl ist dabei mehr als gelungen, „Baby Driver“ umschifft weitestgehend die Klischeesongs und fischt tief in der Plattenkiste. Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Verbindung zwischen Musik und Film. In langen Plansequenzen ähnelt der Film fast einem Musikvideo bzw. einem Musical, wenn Baby sich tänzelnd und singend zum Soundtrack durch die Straßen Atlantas bewegt. Mit viel Liebe zum Detail wurden außerdem Hintergrundgeräusche wie die Gespräche von Passanten und Mündungsfeuer präzise auf den Song im Hintergrund zugeschnitten. So ist es schwer, sich dem Sog von „Baby Driver“ zu entziehen.

Hinzu kommt ein starker Cast, der mit Kevin Spacey, Ansel Elgort, Lily James besetzt ist und außerdem Jamie Foxx, Jon Hamm und Eiza González als Berufsgangstern sowie CJ Jones als tauben Ziehvater von Baby ausweist. Allen Beteiligten ist der Spaß am Film anzumerken, was zum positiven Gesamtbild beiträgt. Wer zudem etwas mit dem Humor von Wrights bisheriger Filmografie anfangen konnte, wird nicht enttäuscht. Was am Ende bleibt, ist ein Film mit einer Menge Herz, Humor und Musik, einem spielfreudigen Cast und tollem Editing von einem Regisseur, der genau weiß, was er will. So clever und lässig wurden Action und Spaß im Kino lange nicht mehr umgesetzt.

Paul Lufter

Baby Driver„, Regie: Edgar Wright, Darsteller/-innen: Ansel Elgort, Jon Hamm, Eiza González, Lily James, Kevin Spacey, Jamie Foxx, Flea, CJ Jones, Jon Bernthal, Kinostart: 27. Juli 2017

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