BLAU von Lotta Schweikert (September 20)


BLAU Filmstill @ Lotta Schweikert

Es ist wieder Open-Screening-Zeit! Beim Open Screening können Filmeschaffende ihre Kurzfilme ganz ohne Anmeldung, Vorauswahl und Jury präsentieren und jeweils nach der Vorführung mit den anwesenden Zuschauer*innen ins Gespräch kommen. Wie immer gilt: Was nicht gefällt, kann vom Publikum mit mehrheitlich gezogener roter Karte gestoppt werden.

Bei unserem Open Screening-Kurzfilm des Monats zeigen wir nicht nur den Film in voller Länge sondern unterhalten uns im Interview mit den Filmeschaffenden über den Film, die Entstehung und deren weitere Pläne. Auf REZEPT von Erik Lemke im August folgt nun im September BLAU von Lotta Schweikert.

Portrait @ Lotta Schweikert

Viel Vergnügen bei unserem Interview mit Lotta Schweikert und mit ihrem Kurzfilm BLAU.

Worum geht es in BLAU?
BLAU erzählt von einem grauen Nicht-Tag, an dem die Erinnerungen an letzte Nacht langsam zurückkehren. Wie fühlt es sich an, etwas zu sagen, das man nicht rückgängig machen kann? Wie kann man als Freund*in(nen) damit umgehen?

Wie ist die Idee für den Film entstanden?
Der Film ist Teil eines größeren Episodenfilms zum Thema Farbe, der vom freien Filmkollektiv Blackwood Films in Freiburg umgesetzt wurde. Ich hatte Bock auf das Projekt und die Farbe Blau war, einfach gesagt, noch frei. Daraufhin habe ich mir Gedanken dazu gemacht, was diese Farbe für eine Stimmung in mir auslöst und bin bei Reue, Nichtstun und Melancholie gelandet. Und natürlich das Alleine-Heimlaufen nach einer Party während der Blauen Stunde.

Wie wurde gedreht?
Es war mein erstes richtiges Regie-Projekt, deshalb war der Dreh sehr klein und es gab leider 0 € Budget – das hieß Technik von Freund*innen leihen und ganz viele Gefallen einlösen. Meistens waren wir als Kernteam zu sechst, an einem Tag waren mit Statist*innen um die 20 Leute beteiligt. Mein Kameramann war Lennart Fritze, der eigentlich als Fotograf tätig ist. Sein Stil hat aber für mich perfekt zu dem gepasst, was ich für “BLAU” im Kopf hatte. Gedreht haben wir auf seiner Panasonic GH5 und vor allem mit Vintage-Objektiven.

Dein Film strahlt auf wunderbare Weise eine ähnliche Energie aus, wie man sie in neueren Independent-Filmen finden kann. Hast du da Vorbilder oder Inspirationen?
Danke dafür, das ehrt mich natürlich! Ich scheue mich tatsächlich davor, zu viele Vorbilder zu suchen und versuche eher, meinen eigenen Stil zu finden. Wenn ich Inspirationsquellen nennen müsste, würde ich auf das Mumblecore-Genre verweisen. Ich denke aber, den Einfluss spürt man in anderen Kurzfilmen von mir noch mehr, da BLAU, abgesehen von der nicht-chronologischen Struktur, sehr klassisch szenisch aufgelöst ist.

Und wie war die Arbeit am Film?
Eigentlich super! Der Film ist ja durchaus ziemlich fragmentarisch erzählt. Man könnte meinen, das sei im Schnitt entstanden, aber die Erzählstruktur war tatsächlich fast 1:1 genauso im Drehbuch. Am Buch habe ich einige Wochen gefeilt und mich bemüht, alle Fragmente und Zeitsprünge dennoch schlüssig für mich zusammen zu bringen. Ich hoffe, es hat einigermaßen geklappt.Wettertechnisch kann ich nur jeder*m empfehlen, nicht im Januar zu drehen! Es war, gelinde gesagt, saukalt. Zwischen den Takes brauchten wir immer eine Wärmebeauftragte, die Tee und eine dicke Bettdecke für die Schauspieler*innen bereit gehalten hat, und sie eingemummelt hat, sobald ich “Danke” gesagt habe. Einen Dreh bei – 4°C will ich in Zukunft niemandem mehr zumuten. Aber hey, die Atmosphäre der kahlen Bäume und des nebligen Atems macht sich wunderschön im Film! Ein Moment, der vorher so nicht geplant war, ist der Blick in den Spiegel, der dieselbe Einstellung nur gespiegelt zeigt, und den ich wirklich intensiv finde. Credit where credit is due: Eine mega Idee von Lennart!

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