„Café Olympique – Ein Geburtstag in Marseille“ von Robert Guédiguian


Ariane Ascaride spielt Ariane, die sich in "Café Olympique – Ein Geburtstag in Marseille" mit einer Schildkröte anfreundet. Foto: Schwarz-Weiß Filmverleih

Ariane Ascaride spielt Ariane, die sich in „Café Olympique – Ein Geburtstag in Marseille“ mit einer Schildkröte anfreundet. Foto: Schwarz-Weiß Filmverleih

Robert Guédigzuans Filme sind kleine, herzerwärmende Alltagsmärchen. Sie strotzen von einem Glauben an Solidarität und an Gerechtigkeit. Zuletzt träumte Guédigzuan in „Der Schnee am Kilimandscharo“ rund 107 Minuten lang von einer besseren Welt. Fußte sein nostalgischer Blick auf menschliche Ideale damals auf dem realen Niedergang der Schiffswerften in Marseille und der schwierigen Situation der Arbeiter dort, schlägt er dieses Mal fast fantastische Wege ein, um seinen Glauben an das Gutmenschentum auf der Leinwand frei zu entfalten. Der Franzose hat dafür das Wort „Märchen“ äußerst wörtlich genommen und pfeift auf die herkömmliche Ordnung von Raum und Zeit. Untermalt mit Liedern des französischen Chansonier Jean Ferrat breitet Guédigzuan vor dem Zuschauer Varianten von Arianes Wunschwelten aus. Schon bald verschwimmen die Grenzen; aus dem mürrischen Taxifahrer (Jean-Pierre Darroussin) wird plötzlich ein schimpfender Theaterregisseur und die Restaurantschildkröte fängt an zu sprechen. Raffiniert und spielerisch verbindet Guédigzuan Traum und Wirklichkeit, so dass sich der Zuschauer immer wieder neu orientieren muss, und lässt seine Heldin wider Willen an der Grenze zum Fantastischen zu sich selbst und zum Glauben ans Gute in ihren Mitmenschen zurückfinden.

Eileen Reukauf

Café Olympique – Ein Geburtstag in Marseille„, Regie: Robert Guédiguian, DarstellerInnen: Lola Naymark, Jean-Pierre Darroussin, Ariane Ascaride, Jacques Boudet, Anaïs Demoustier, Gérard Meylan, Youssouf Djaoro, Adrien Jolivet, Kinostart: 25. Dezember 2014, auf DVD ab 7. August 2015

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