„Canibal“ von Manuel Martín Cuenca


Manuel Martín Cuencas "Canibal" läuft beim 3. Spanischen Filmfest in Berlin.

Manuel Martín Cuencas „Canibal“ läuft beim 3. Spanischen Filmfest in Berlin.

Die Privatsphäre des Kannibalen

Eine Tankstelle im nichts. Kein Mensch weit und breit, nur ein Pärchen und ein Auto, von Schwärze umgeben, Stille. Eine statische Totale, die zunächst nicht erahnen lässt, was sich schließlich offenbart: Wir sehen mit den Augen eines Mörders. Manuel Martín Cuencas „Canibal“ ist von Beginn an von einer düsteren Atmosphäre geprägt, von einer unterschwelligen Bedrohung, die den gesamten Film durchziehen wird.

Carlos ist Schneider in Granada und ein respektiertes Mitglied der Gesellschaft, auch wenn er sich so weit es geht aus ihr heraus hält. Denn vor allem ist Carlos Kannibale. Um seine Lust auf Menschenfleisch zu stillen, jagt er junge Frauen. Dabei geht er besonnen vor, geradezu routiniert, keine Spur von Aggression oder Blutrausch findet sich in seinen Taten. Mit medizinischer Kälte und Präzision tötet er seine Opfer und bereitet sie für den Verzehr vor. Als Carlos Nachbarin Alexandra spurlos verschwindet, taucht bald ihre Zwillingsschwester Nina auf, um nach ihr zu suchen. Carlos’ geregeltes Leben wird durcheinander gebracht, er scheint Gefühle zu entwickeln, die er sich selber nicht erlaubt.

Langsam wird deutlich, „Canibal“ will nicht von bestialischen Morden oder Perversionen erzählen. Viel mehr steht ein Mann im Zentrum, dessen Obsession ihn in eine Einsamkeit treibt, aus der er sich nicht mehr befreien kann. Carlos ist isoliert. Keine Freunde, keine Beziehung, keine Familie, körperliche Nähe erfährt er nur in seinen Morden.

1 2