„Das Floß!“ von Julia C. Kaiser
Das Floß! | Festival Trailer ᴴᴰ von achtung-berlin
Die Autorin und Regisseurin des Films „Das Floß!„, Julia C. Kaiser, studierte an der Filmakademie Baden-Württemberg Drehbuch. Trotz ihrer gelernten Profession inszenierte sie „Das Floß!“ als eine improvisierte Tragikomödie, die sich spielerisch in die Reihen der deutschen Mumblecore Filme einfügt.
Dem Film gelingt es trotz seiner begrenzten Mittel – die durch eine Crowdfunding Kampagne zusammengetragen wurden – das Floß und seine Passagiere zum Leben zu erwecken. Die Charaktere sind so plakativ, so gehemmt, so schlagfertig und liebevoll wie man es heutzutage hauptsächlich im Bereich des Arthousekinos erleben darf. Keine der Nebenfiguren verkommt hier zur reinen Staffage.
Julia C. Kaiser gibt den Schauspielern in ihrem Debütfilm die Möglichkeit, sich nonverbal zu artikulieren, über die Stränge zu schlagen und sich wieder zu fangen. Nachvollziehbar in den Erzählfluss eingebunden, vermittelt der Film darüber hinaus Wissen zum Thema künstliche Befruchtung und räumt mit einigen der gängigsten Irrtümer auf. Viele andere Themen, die das Leben in den Dreißigern ausmachen, werden ebenfalls angerissen, die Aussagen bleiben aber so oberflächlich, dass sich kaum ein Mehrwert herausfiltern lässt.
Das besondere Anliegen der Filmemacherin, die lesbische Beziehung der Protagonistinnen nicht als dramatischen Moment, sondern vielmehr als Status Quo zu etablieren, zeigt den gesellschaftlichen Wandel auf, der sich in den letzten Jahren vollzogen hat. Man darf hoffen, dass es sich hierbei um einen der Pflastersteine auf dem Weg zum neuen Verständnis des queeren Kinos handelt.
Es wird endgültig Zeit, dass sich auch in dieser Sparte mehr Feel-Good-Movies wie „Das Floß!“ etablieren, die sich leichtfüßig an so allgemein gültigen Themen wie Torschlusspanik und Bindungsängsten abarbeiten.
Emily Grunert
„Das Floß!„, Regie: Julia C. Kaiser, DarstellerInnen: Julia Becker, Anna König, Christian Natter, Kinostart: 7. Januar 2016