„Das ist unser Land!“ von Lucas Belvaux


Pauline (Émilie Dequenne) wird in "Das ist unser Land!" zur Kandidatin der Radikalen. Foto: Alamode

Pauline (Émilie Dequenne) wird in „Das ist unser Land!“ zur Kandidatin der Radikalen. Foto: Alamode

Propaganda gegen Populismus?!

Ist das Wahljahr 2017 auch das Jahr des Populismus? Orban in Ungarn und die PiS-Partei in Polen hatten schon zuvor den Sprung an die Macht geschafft. Mit dem Wahlsieg und dem Amtsbeginn Donald Trumps fragen sich die Qualitätsmedien und ParteivertreterInnen, ob ihre goldenen Zeiten vorüber sind und ob bald allein das despotische Gezwitscher auf sozialen Netzwerken den Bürgern Volksnähe suggeriert. Es gibt eine Sehnsucht nach starken Führungspersönlichkeiten, die weder zum Etablissement gehören, noch sich mit den ehemaligen Volksparteien identifizieren lassen. Da es so jemanden nicht gibt und vielleicht auch gar nicht geben kann, spielt weniger eine Rolle, sondern eher ein Bild. Dieses Bild muss nicht faktisch untermauert sein, eine große Illusion genügt.

Das ist unser Land!“ kam mitten im Wahlkampf um das Präsidentenamt in die französischen Kinos. Die etablierten Parteien standen damals im Abseits. Den finalen Kampf liefern sich, wie wir jetzt wissen, Emmanuel Macron, der eine eigene Bewegung – La République en Marche! – für den Wahlkampf gründet und Marie Le Pen, die versucht den rechtsextremen Front National als eine konservative Partei für den kleinen Mann und die französische Frau zu verkaufen, indem sie die Liebe zur Heimat und der großen Geschichte in ihren aufrührerischen Reden beschwört. Immer wieder spricht sie von einer Revolution im Land der großen Revolutionen. Einst Napoleon. Jetzt Le Pen? Nein, zum Glück Macron.

Das ist unser Land!“ erzählt von einem Frankreich der Verarmung und der Verbitterung. Im Norden, dort wo die Globalisierung den Menschen die Lebensgrundlage entrissen hat, arbeitet die liebevolle und engagierte Krankenschwester Pauline (Émilie Dequenne). Sie arbeitet viel. Sie kennt die Sorgen und das Leid der Menschen. Sie versorgt ihren störrischen kommunistischen Vater und zieht ihre beiden Kinder allein groß. Sie trägt ihre Bürden mit Stärke. Den Glauben daran, dass die Politik etwas an ihrem Lebensumständen und der Strukturschwäche der Region ändern könnte, hat sie längst verloren. Sie geht nicht regelmäßig wählen. Politisch aktiv ist sie auch nicht: Im Gegenteil, sie ist, wie so viele im Ort, politikverdrossen.

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