„Das ist unser Land!“ von Lucas Belvaux



Bis sie unerwartet ein Angebot bekommt: Der ihr nahestehende Arzt Dr. Berthier bittet sie bei den Bürgermeisterwahlen für eine populistische Partei zu kandidieren und aktiv zu werden. Sie könne etwas verändern, verspricht er ihr. Geschmeichelt lehnt sie erst ab, erst nach dem Treffen mit der charismatischen Frontfrau der Partei –inspiriert von Marie Le Pen – willigt sie ein. Die Maschinerie des Wahlkampfes kommt ins Rollen. Die Transformation der brünetten Krankenschwester in das blonde Gesicht des Volkes beginnt. Der Druck erhöht sich. Es kommt zu Gewaltausbrüchen. Der rechtsextreme Hintergrund der Partei lässt sich nicht mehr leugnen. Pauline erkennt sich selbst als Marionette ohne Mitspracherecht. Privates und Politisches kollidieren. Die Krankenschwester, aus der eine Politikerin wurde, steht am Scheideweg.

Regisseur Lucas Belvaux sagte im Interview: „Ich habe versucht aufzuzeigen wie Populismus als großer Schwindel funktioniert. Wie er Politik als Marketing-Instrument verwendet und Bürger und Wähler wie Kunden behandelt, um seine Ziele zu erreichen.“ Sein Bedürfnis den Film zu machen, sei aus den schockierenden Prognosen für die Regionalwahlen während seiner letzten Dreharbeiten für „Pass On Genre“ entstanden, bei dem er bereits mit Émilie Dequenne als Hauptdarstellerin arbeitete.

Belvaux gelingt es eindrucksvoll den Schwindel des Populismus nachvollziehbar zu machen, indem er „Das ist unser Land!“ nicht als reinen Polit-Thriller inszeniert, sondern als ein Drama, ganz nah an seiner Protagonistin Pauline. Sie bleibt die Identifikationsfigur, auch in den Momenten der Schwäche und Brutalität. Ihre Abwege sind nicht sozialdeterministisch vorprogrammiert oder ideologisch aufgeladen, sondern menschlich. Der Film lebt von Dequennes starker Präsenz und den ambivalenten Gefühlen, die sie weckt: Mal sanft und liebevoll, mal hart und kalt.

Lucas Belvaux machte international mit der Trilogie „Cavale – auf der Flucht„, „Nach dem Leben“ und „Ein tolles Paar„, die unter anderem mit dem Prix Louis Delluc ausgezeichnet wurde, auf sich aufmerksam. Die Hauptfiguren des einen Films werden zu den Nebenfiguren der anderen: Ein gelungenes und gefeiertes Experiment.
Für „Das ist unser Land!“ arbeitet er intensiv mit dem Autor Jérôme Leroy zusammen, der ihn mit seinem Buch „Le Bloc“ für das Thema entflammte und zudem Kenner des Milieus und der Region ist.

Der Film ist neben Milieuporträt ein emotionaler Appell im Gespräch zu bleiben, ein demokratisches Forum zu bilden und sich nicht in politischen Blöcken einzumauern. „Das ist unser Land!“ kommt am 24. August 2017 in die deutschen Kinos. Mitten in der heißen Phase des Bundestagswahlkampfs. Dieser Film wird ermuntern, hinter die Fassade der Marketingstrategien der Parteien zu blicken und sich eine eigene Meinung zu bilden.

Leontin Beger

Das ist unser Land!“ (OT: „Chez Nous„); Regie: Lucas Belvaux; DarstellerInnen: Émilie Dequenne, André Dussollier, Guillaume Gouix, Catherine Jacob; Kinostart: 24. August 2017

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