„Der Test“ von Alexander Kott


Alexander Kotts "Der Test" gewann auf dem diesjährigen Filmfestival Cottbus den Hauptpreis für die beste Regie.

Alexander Kotts „Der Test“ gewann auf dem diesjährigen Filmfestival Cottbus den Hauptpreis für die beste Regie.

Laut sein ohne zu reden

Elisabeth II. wird in Großbritannien gekrönt, in Kuba beginnt die Kubanische Revolution und auf dem Kernwaffentestgelände Semipalatinsk wird die erste sowjetische Atombombe getestet. So sah das Jahr 1953 für die internationale Bevölkerung aus.
Von all diesen Dingen weiß die junge Kasachin Dinara, die gemeinsam mit ihrem Vater unweit von Semipalatinsk wohnt, nichts. Fernab von Stadt und Zivilisation leben die beiden ein einfaches, funktionales Leben. Wenn der Vater sich morgens zur Arbeit aufmacht, bleibt Dinara alleine im Haus mit den maroden Wänden und dem spärlichen Mobiliar und regelt den Haushalt.

Für Dinara ändert sich alles, als der blassblonde Moskauer Maxim vor ihrem Fenster auftaucht. Zwischen den beiden besteht eine Bindung, die sich ganz wortlos festigt und Maxim dazu veranlasst, gegen den Jungen zu kämpfen, dem Dinara versprochen ist. Keiner von ihnen erahnt die Katastrophe, die ihnen durch das Testprogramm in nächster Nähe bevorsteht.

Weiterlesen: Unser Blick ins Programm der 10. Russischen Filmwoche.

Alexander Kott hat sich dafür entschieden, in „Der Test“ komplett auf verbale Kommunikation zu verzichten. Dennoch handelt es sich nicht um einen Stummfilm. Der Regisseur inszeniert die von Alexej Ajgi komponierten Naturklänge so, dass sie zu einer eigenen Sprache werden. Ein Meer aus Gräsern rauscht im Wind, Vögel kreischen, Fliegen surren, Wasser kriecht im feinen Rinnsal schlangengleich über trockene Erde. Dazu kommen die Mimik und die Gestik der Protagonisten, die manchmal subtil und manchmal expressiv ihre Emotionen auf unkonventionelle Art und Weise deutlich machen. Ein Lächeln bekommt im Kontext des Films ebenso wie ein alltägliches Händeschütteln eine tiefergehende Bedeutung.

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